Mitsubishi hat eine Herausforderung in der Schweiz gemeistert und mit einer elektrischen Kühlung die Transportprobleme seines Kunden in den Tourismusregionen des Alpenlandes gelöst. Das Fazit der H&R Gastro AG nach zehnmonatiger Testphase fällt positiv aus.
Die Schweiz ist in vielen Bereichen etwas Besonderes. Und das gilt auch für Kühltransporte. Eine Erfahrung, die die Firma H&R Gastro AG, einer der bedeutendsten Lebensmittellogistiker im Berner Oberland, und Mitsubishi, nach eigenen Angaben weltweit Technologieführer im Bereich elektrische Transportkühlung, gemeinsam machen durften. Aber was macht die Kühltransporte in der Schweiz so viel anspruchsvoller als woanders? Marc Gerber, Geschäftsführer der H&R Gastro AG, lacht. »Letztlich liegt’s an der schönen Landschaft.« Die stellt gleich drei Herausforderungen: »Wir liefern Lebensmittel in Tourismusregionen«, so Gerber. Dort werden zahlreiche Hotels und Gastronomiebetriebe versorgt. Das bedeutet viele Haltepunkte pro Schicht. Auf den kurzen Strecken dazwischen hat eine konventionelle Kühlung nicht genug Zeit, den Laderaum wieder auf Temperatur zu bringen. Die einzige Möglichkeit bisher: Der Motor und damit die Kühlung läuft weiter, während das Fahrzeug ausgeladen wird. Das wiederum wird in Tourismusregionen gar nicht gerne gesehen. »Unsere Gäste kommen wegen der wunderschönen Landschaft in die Schweiz. Die wollen keine Dieselmotoren hören und riechen.«
Mitsubishi Heavy Industries Thermal Transport Europe GmbH, kurz MTTE, bot hierfür eine vielversprechende Lösung an: Eine elektrische Kühlung, die von einem Akku gepuffert wird. Das Fahrzeug wird über einen Timer vorgekühlt, sodass es bereits beim Tagesstart die richtige Betriebstemperatur hat. Gleichzeitig wird der Akku über Nacht geladen. Stoppt der LKW beim Kunden, kann der Motor ausgeschaltet werden. Die elektrische Kühlung läuft geräuschlos weiter – der Akku macht es möglich. Auch bei sehr vielen Haltepunkten in den Tourismus-Hotspots der Schweiz hält der Akku den Kühlkoffer den ganzen Tag auf korrekter Temperatur, so der Hersteller. »Wir werten ständig die Protokolle der Kühlanlage in unserem Testfahrzeug aus und sind sehr zufrieden mit der Stabilität der Temperaturführung«, erklärt auch Benjamin Trachsel, Speditionsleiter bei der H&R Gastro AG.
Ebenfalls beeindruckt ist man bei dem Lebensmittel-Logistiker von der deutlichen Reduzierung der CO2-Emissionen. »Nachhaltigkeit ist für uns ein ganz wichtiges Thema«, erklärt Geschäftsführer Gerber »Elektrische Kühlung passt da in die Strategie. Unser Testfahrzeug hat in zehn Monaten 5,5 Tonnen CO2 eingespart – nur bei der Kühlung!«
Eine dritte Herausforderung liegt in der besonderen Landschaft der Schweiz. Häufig wird auf kleinen Bergstraßen gefahren. Dementsprechend transportiert die H&R Gastro AG die Ware mit kleineren LKW, die zudem teilweise schmaler als der Standard sind. Hierfür konnte Mitsubishi eine passende Lösung anbieten. In Sonderfahrzeugen und bei beengtem Innenraum sei eine elektrische Kühlung klar im Vorteil.
Trachsels Fazit nach zehnmonatiger Testphase: »Wir waren etwas skeptisch, als MTTE uns eine rein elektrische Kühlung vorstellte und wir fanden uns mutig, dass wir es ausprobiert haben. Inzwischen sind wir begeistert, auch von dem ausgezeichneten Service des langjährigen MTTE Servicepartners, der Firma Coolman AG, die uns vor Ort betreut.« Das zweite rein elektrisch gekühlte Fahrzeug ist bereits bestellt…◂
»Eine dringende Herausforderung«
Interview mit Benjamin Trachsel, Speditionsleiter der H&R Gastro AG und Björn Reckhorn, Geschäftsführer von Mitsubishi Heavy Industries Thermal Transport Europe GmbH.
Warum elektrische Transportkühlung und warum jetzt?
Benjamin Trachsel: Machen wir uns nichts vor. In absehbarer Zeit werden wir keine Diesel-LKW mehr fahren können. Und was nützt ein Elektro-LKW, wenn die Kühlung weiter mit Diesel läuft? Das wir damit jetzt experimentieren, ist eine dringende Herausforderung.Funktioniert rein elektrische Transportkühlung heute schon?
Trachsel: Auf jeden Fall. Wir sind rundum zufrieden. Natürlich mussten wir unsere Lernerfahrungen machen. Am Anfang haben wir zum Beispiel den Koffer nicht vorgekühlt. Da wurde es für den Akku dann bei längeren Schichten etwas eng.
Björn Reckhorn: Das nächste Fahrzeug wird deshalb einen größeren Akku bekommen.Ihr Fazit dieses Feldversuchs?
Reckhorn: Die Schweiz war unser New York. If you can make it there, you’ll make it anywhere. Lange Fahrzeiten, häufige Stopps, spezielle Fahrzeuge. Wir haben bewiesen: auch wenn’s schwierig wird – rein elektrische Kühlung funktioniert zuverlässig im Alltagsbetrieb.