Der innovative Service »Liefermichel« liefert Einkäufe per Drohne und Lastenrad in entlegene Ortschaften rund um Michelstadt im Odenwald. Das geschieht im Rahmen des BMDV-geförderten Forschungsprojekts Drolex von Wingcopter und der Frankfurt University of Applied Sciences.
Kurz mal einkaufen gehen – dieses Privileg ist vor allem Stadt-Menschen vorbehalten, die den nächsten Supermarkt meist fußläufig in wenigen Minuten erreichen. Doch gerade in ländlichen Gebieten ist der Wocheneinkauf vielerorts mit erheblichem organisatorischem Aufwand verbunden. Die Einkaufsliste wird akribisch durchgeplant, bevor es mit dem Auto zum nächsten Supermarkt geht. Denn für Anwohner abgelegener Ortschaften kann das schon mal eine Strecke von zehn Kilometern oder mehr bedeuten. Umso ärgerlicher ist der Moment, wenn einem erst zu Hause auffällt, dass man ausgerechnet das Mehl für den Geburtstagskuchen vergessen hat.
Wie eine bequemere und nachhaltigere Möglichkeit für den kleinen Einkauf zwischendurch aussehen könnte, testen die Einwohner der 600 und 800-Seelen-Orte Rehbach und Würzberg: Die entlegenen Ortsteile der südhessischen Kleinstadt Michelstadt gehören zum »Liefermichel«-Gebiet. Dieser neue Lieferdienst wurde im Rahmen des Forschungsprojekts Drolex (Drohnen-Lastenrad-Express-Belieferung) von Wingcopter und der Frankfurt University of Applied Sciences ins Leben gerufen. Gefördert wird das Pilotprojekt vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Partner bei der Umsetzung sind neben der Stadt Michelstadt Vodafone, Rewe sowie Riese & Müller. Das Förderprojekt läuft vorerst bis Ende 2023 und soll bei Erfolg fortgeführt werden.
Über die gleichnamige Online-Plattform können die gewünschten Produkte für den Einkauf und der Lieferzeitpunkt ausgewählt werden. Die Bestellung wird von einem Mitarbeiter im michelstädtischen Rewe-Center zusammengestellt und von dort per E-Lastenrad von Riese & Müller zum Abflugort transportiert. Und dann heißt es Abflug für die bis zu vier Kilogramm schwere und schuhkartongroße Einkaufsbox, die von der Wingcopter-Lieferdrohne zum Zielort ausgeliefert wird. Die letzte Meile wird erneut mit einem E-Lastenrad überbrückt und der Einkauf bis zur Haustür geliefert. So sollen Kunden nicht nur Zeit und Nerven sparen, sondern auch Emissionen: Denn die elektrisch betriebenen Drohnen und Cargo-Bikes stellen im Vergleich zum Auto auch die nachhaltigere Alternative dar.
Lieferdrohne von Wingcopter fliegt sicher im Mobilfunk-Netz
Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 90 km/h und bei einer Flughöhe von 100 Metern schafft der Wingcopter die zehn Kilometer Luftlinie in weniger als sieben Minuten. Und das voll-automatisiert. Das heißt: Die Drohne muss nicht manuell vom Piloten an der Bodenstation gesteuert werden, sondern fliegt die vorprogrammierte Route selbstständig ab. Damit das über diese Distanz überhaupt möglich und vor allem sicher ist, kommt das Mobilfunk-Netz von Vodafone zum Einsatz. Mit einer entsprechenden Sim-Karte ausgestattet, sendet und empfängt die Drohne ihre Standort-Daten in Echtzeit an die Kontrollstation am Boden und steuert sicher über die Felder und Ortschaften des Odenwalds bis hin zu ihrem Ziel.
Geplant und geprüft werden sollen die Flugrouten zukünftig mit Dronet: Deutschlands erstem digitalen Datenservice zum Risiko-Check für kommerzielle Drohnenflüge. Dabei soll Drohnen-Operatoren die essentielle Frage nach dem Echtzeit-Boden-Risiko beantwortet und Auskunft über die Mobilfunk-Abdeckung für die geplante Flugroute geliefert werden.
»Wir beschäftigen uns im Bereich Research & Innovations schon seit Jahren mit dem Thema autonome Mobilität und haben stets ein Ziel vor Augen – unseren Kundinnen und Kunden neue Einkaufserlebnisse zu bieten und das Einkaufen bequem und einfach zu gestalten«, erklärte Dr. Robert Zores, Chief Digital Innovation Officer bei Rewe digital die Projektbeteiligung des Händlers.