Der spanische Marktführer für Tiefkühlbackwaren setzt auf eine aktive Brandvermeidung als Schutzlösung für sein neues, an die ebenfalls neue Produktionsanlage angegliedertes Tiefkühlhochregallager.
Backwarenspezialist Europastry hat am spanischen Produktionsstandort Sarral in der Provinz Tarragona in eine innovative Produktionsanlage sowie ein Tiefkühlhochregallager investiert. Bis zu 15 000 Gebäckstücke werden dort stündlich produziert und anschließend in das vollautomatisierte Tiefkühlhochregallager eingelagert. Die süßen Gebäckstücke werden von hier aus ins ganze Land geliefert. Vor diesem Hintergrund ist es für Europastry extrem wichtig, eine Unterbrechung der Lieferkette und damit auch der Warenverfügbarkeit zu vermeiden. Um zu verhindern, dass Brände die Ursache für eine solche Unterbrechung sind, war es ein Muss, eine verlässliche Brandschutzlösung zu installieren. Doch auf welcher Basis wird solch eine Lösung entwickelt und welche Parameter sind in hochautomatisierten Lagern grundsätzlich zu berücksichtigen?
Elektrische Anlagen beinhalten großes Brandrisiko
Nach Angaben des Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS) lag 2020 bei mehr als ein Drittel aller Gebäudebrände die Ursache in der verbauten Elektrik. Dieser Wert blieb im Untersuchungszeitraum von 2002 bis 2020 stabil auf diesem Niveau. Der VdS geht sogar von einem noch höheren Wert aus. Elektrische Einrichtungen stellen daher ein großes Risiko für Kurzschlüsse und Kabelschmorbrände in automatisierten Kühl- und Tiefkühllagern dar. In einem vollautomatisierten Lager ist das Risiko entsprechend höher.
Bei der Analyse und Bewertung von Feuergefahren in Tiefkühllagern sind laut VdS-Richtlinie 2032 immer eine Reihe von nutzungsspezifischen Brandrisiken zu berücksichtigen. Dazu zählen die Verwendung brennbarer Bau- und Dämmstoffe sowie technische Betriebseinrichtungen mit erhöhten Brandgefahren wie Kälteaggregate, Defroster- und Heizeinrichtung, Wärmetauscher, Verpackungsanlagen und automatisierte Regalbediengeräte. Hier besteht die Gefahr von Kurzschlüssen aufgrund defekter Isolierungen an stromführenden Leitungen und Schaltschränken. Ein zusätzliches Risiko für eine schnelle Brandausbreitung sind die extrem trockene Atmosphäre aufgrund der tiefen Minustemperaturen, die Höhe des Lagers und die enge Bauweise der Regalbauten.
Klare Anforderung: Keine Unterbrechung der Lieferkette im Fall eines Brandes
Die in der VdS-Richtlinie genannten Risiken treffen auf den Lagerneubau von Europastry gleichermaßen zu. Das 28 Meter hohe Tiefkühlhochregallager mit einer dauerhaften Temperatur von -24 °C hat ein Volumen von 55 400 Kubikmetern und Platz für 7500 Palettenstellplätze. Aufgrund der innovativen Produktionstechnik und des hohen Automatisierungsgrades sind zahlreiche elektrische Einrichtungen in dem Lager verbaut. Technische Defekte und daraus resultierende Kurzschlüsse an stromführenden Leitungen oder Überhitzungen können zur Brandentstehung führen. Verpackungsmaterialien wie Kunststoff, Pappe oder Papier bergen darüber hinaus eine hohe Brandlast. Und die Höhe des Lagers begünstigt den Kamineffekt und beschleunigt im Brandfall die Ausbreitung eines Feuers.
Seine individuellen Schutzziele definierte Europastry im Vorfeld klar: Die empfindlichen Backwaren müssen bestmöglich vor Beschädigung durch einen Brand oder Verunreinigung durch Rauch und Ruß geschützt werden. Außerdem muss die Funktionsfähigkeit des vollautomatisierten Lagers unter allen Umständen erhalten bleiben. Die Lieferkette darf nicht unterbrochen werden. Das Ausbreiten eines Feuers auf die millionenschwere Produktionsanlage gilt es unter allen Umständen zu verhindern.
Sauerstoffreduzierung verhindert Brandausbreitung
Die Basis für einen ganzheitlichen Brandschutz, wie ihn das Unternehmen Wagner aus Langenhagen bei Hannover bietet, ergibt sich neben den gesetzlichen Regelungen und Versicherungsauflagen aus der Risikoanalyse und einer individuellen Schutzzieldefinition. So wird die Brandschutzlösung optimal auf die Anforderungen des Kunden sowie die Brandrisiken vor Ort abgestimmt.
Bei Europastry bildet ein Brandvermeidungssystem mit Sauerstoffreduzierung die Grundlage. Anders als wasserbasierte Feuerlöschanlagen hinterlassen Inertisierungsanlagen keine Löschrückstände, die entsorgt werden müssen. Zudem können Brandentwicklungen und damit Brandfolgeschäden verhindert werden. Dies ist ein wesentlicher Vorteil gegenüber automatischen Feuerlöschanlagen, die mit Wasser oder Schaum als Löschmittel arbeiten, betont Wagner.
Damit ein Feuer überhaupt entstehen kann, müssen die drei Komponenten Sauerstoff, Wärmeenergie und Brennstoff in einem bestimmten Verhältnis vorhanden sein. Wird eine dieser drei Komponenten entfernt, hat ein Brand keine Chance, sich zu entwickeln oder weiter auszubreiten. Dieses Prinzip nutzen Inertisierungsanlagen wie das Brandvermeidungssystem Oxyreduct von Wagner. Dieses baut im Schutzbereich – dem Lagersystem – durch die bedarfsgesteuerte Einleitung von Stickstoff eine Schutzatmosphäre mit einem dauerhaft reduzierten Sauerstoffniveau auf. So wird der Sauerstoffgehalt auf ein zuvor definiertes Niveau reduziert, das unterhalb der spezifischen Entzündungsgrenze der im Schutzbereich kritischsten Materialien liegt. Eine Ausbreitung von Bränden wird so aktiv vermieden. Den für die Absenkung benötigten Stickstoff erzeugt das Sauerstoffreduzierungssystem direkt aus der Umgebungsluft.
Ohne Brandfrüherkennung greift keine Gegenmaßnahme schnell genug
Selbst unter einer sauerstoffreduzierten Atmosphäre kann aber ein Defekt an einer elektrischen Einrichtung im Schutzbereich noch einen Schwelbrand verursachen. Dieses Risiko kann nie ganz ausgeschlossen werden. Dabei können Pyrolyseprodukte und Rauch entstehen, die die Lebensmittel im Schutzbereich kontaminieren und damit hohen Schaden anrichten. Aus diesem Grund ist eine frühestmögliche Branderkennung und -meldung eine wichtige Ergänzung für das Brandvermeidungssystem und elementarer Bestandteil der Brandschutzlösung.
Wagner setzt dafür Titanus Ansaugrauchmelder ein. Diese bestehen im Wesentlichen aus einem Grundgerät mit Lüfter und Detektormodulen sowie einem angeschlossenen Rohrsystem mit Ansaugöffnungen. Gemäß Din VDE 0833-2 wird jeder Ansaugöffnung der gleiche Überwachungsbereich zugeordnet wie einem punktförmigen Rauchmelder. Dabei ist Titanus nach Angaben des Anbieters bis zu 2000 Mal sensibler als ein konventioneller Rauchmelder und ermöglicht so einen wertvollen Zeitvorteil bei der Suche und Behebung der Brandursache. Die patentierte Signalverarbeitung Logic·Sens arbeitet dabei so, dass es die Signalverläufe entnommener Luftproben mit bekannten Brandmustern abgleicht und zuverlässig Täuschungsszenarien auch in schwierigen Anwendungsbereichen ausblendet. Montiert werden die Ansaugrauchmelder immer zentral an einer gut zu erreichenden Stellen. Dies reduziert den Installations- und Wartungsaufwand.
Diese individuelle, ganzheitliche Brandschutzlösung erfüllt die von Europastry zuvor definierten Schutzziele und bietet besten Schutz der süßen Backwaren.◄
Kurzinfo Europastry
Europastry vertreibt Produkte wie Brot, Gebäck, Kuchen und Snacks in mehr als 75 Ländern der Welt. Kunden kommen aus den Bereichen Bäckerei, Gastronomie, Einzelhandel und Foodservice. Den Bau am Produktionsstandort Sarral realisierte das Unternehmen Infrisa, ein spanischer Spezialist für Hochregallager und industrielle Produktion. Die Besonderheit: vier Gebäcksorten können gleichzeitig produziert, dekoriert und verpackt werden – und das vollautomatisiert. Die Umsetzung der Lösung und Installation der Brandschutztechnik übernahm Wagners langjähriger Partner Grupo Aguilera aus Madrid.