Um Fruchtsaft effektiver im Kühlcontainer transportieren zu können, hat die französische Reederei CGM-CMA zusammen mit der deutschen Spedition Teconja und dem türkischen Hersteller Liqua einen speziellen, flexiblen Tank namens Reeflex entwickelt.
Mauricio Bonilla wählte große Worte bei der Vorstellung eines neuen Produkts, das CGM-CMA auf der Fruit Logistica in Berlin vorstellte: Es könne den Safttransport demokratischer machen, so wie einst der Kühlcontainer den Bananentransport demokratischer gemacht habe, sagte der Senior Commercial Manager Reefer Corporate Accounts der französischen Reederei. Die so mit Vorschusslorbeeren geschmückte Neuheit heißt Reeflex, es handelt sich dabei um einen sogenannten Flextank, der in Kühlcontainern transportiert werden kann. Flextanks sind aus der Trockenfracht bekannte Lösungen, um Flüssigkeiten in Containern zu transportieren. Den Reefer-geeigneten Flextank hat CGM-CMA zusammen mit der unter anderem auf Saft spezialisierten Spedition Teconja aus Hamburg und dem türkischen Flextank-Hersteller Liqua entwickelt. Und mit ihm können nun auch kleinere Hersteller direkt vom Werk Saft verschiffen, statt einen ganzen „Safttanker“ füllen zu müssen.
„Bisher hat keine Reederei einen Flexitank in einem Reefer-Container zugelassen“, erklärt Bonilla, da in den bis dato angebotenen Versionen die transportierten Flüssigkeiten durch den Seegang aufgeschaukelt wurden und so gegen das Kühlaggregat oder die Containerwand schlagen konnten, was zu Beschädigungen oder Verformungen führen konnte. Der Reeflex dagegen steht eigenständig ohne die Wand des Containers zu berühren, er ist in vier Kompartimente aufgeteilt, die als Wellenbrecher dienen und so die Kräfte im Inneren verringern. Einen Wettbewerber gibt es laut Bonilla, der über drei Kompartimente verfügt und, anderes als der Reeflex, auch über drei Ventile befüllt werden müsse.
Der Reeflex passt in 40-Fuß-Kühlcontainer und hat eine Kapazität von 12 000 bis 24 000 Liter. Er kann mit dem Kühlaggregat des Reefer bei -35 °C bis +20 °C verschifft werden. Entscheidend für den sicheren Transport damit ist das Ausrollen des flexiblen Tanks im Container, kein Nagel oder andere Fremdkörper dürfen im Weg sein, sie könnten die Hülle beschädigen. Berücksichtigt man dies, braucht das Einbringen des Tanks in den Kühlcontainer laut Bonilla nur drei Minuten. Das Befüllen des Tanks erfolgt mit einem externen Pumpsystem, da es nur ein Ventil an der Containertür hierfür gibt, muss dafür niemand in den Container – ein Handlingvorteil. CGM-CMA veranschlagt für das Füllen rund 35 Minuten, das gleiche gilt für das Entleeren. Dabei verbleibe nur ein kleiner Rest im Tank, zudem arbeite man an einer Art Auspress-Hilfe, um diesen Rückstand weiter zu minimieren, ähnlich wie man das vom Entleeren eine Zahnpasta-Tube kennt.
Der Reeflex selbst ist ein Einweg-Produkt. Er sei jedoch vollständig recyclebar, betont Bonilla. Dazu werde für den jeweiligen Anwendungsfall die Weiterverwertung aufgebaut. Liqua als Hersteller der Tanks produziert momentan nur am Heimatstandort, „wir wollen nicht die Qualität ihrer Fabrik in der Türkei opfern“, erklärt er. Wenn entsprechend große Reeflex-Anwendungen es erfordern sollten, sei aber auch eine eigene Fertigung an anderen Standorten denkbar.
Weit fortgeschrittenes Projekt Transport von NFC-Saft
Mehr als ein Jahr haben die drei Entwicklungspartner laut xxx an Reeflex gearbeitet und getestet. Nicht umsonst hat CGM-CMA, nach ersten Gespräche auf der Anuga im Oktober, die Fruit Logistica als Ort für die offizielle Einführung des Reeflex gewählt: Der Transport von Saft ist eine zentrale Anwendung für die Neuheit. Daneben sei aber auch zum Beispiel die Verschiffung von Milch in arabische Länder denkbar, man werde Ende Februar auch auf der Messe Gulfood ausstellen, berichtete Bonilla.
Der Saft wird aktuell als „frozen concentrated orange juice“, kurz FCOJ, bei -5 °C bis -7 °C in den Reeflex transportiert. Die Verwendung des Konzentrats spart den Transport von „wertlosem“ Wasser – aber die Vorlieben der Verbraucher gehen mehr und mehr auch in Richtung Direktsaft oder „not from concentrate“, kurz NFC, weiß Bonilla. Auch der wurde bisher tiefgefroren transportiert, abgefüllt in rund 80 Fässer pro Kühlcontainer. Man arbeite an einem Projekt, auch solche NFC-Säfte mit den neuen Reeflex-Tanks zu transportieren. Dazu müssen die Abfüll- und Entladeanlagen aseptisch sein, die Ventile zum Beispiel sind dazu beheizt. Die Reeflex-Tanks könnten für diese Anwendung gamma-bestrahlt und damit keimfrei geliefert werden, so Bonilla. „Milch ist noch eine andere Geschichte“, erklärt er, deren Transport per Container sei ein komplett neuer Markt. Und auch um den wird es auf der Gulf Food gehen… (ms)
Kurzinfo CMA CGM
CMA CGM mit Sitz in Marseille ist nach eigenen Angaben die zweigrößte Reefer-Reederei weltweit, sie unterhält 369 000 TEU an Kühlcontainern (20 Fuß, 40 Fuß Highcube und 45 Fuß Palletwide) sowie 275 000 Kühlcontainer-Anschlüsse. CMA CGM hat seit 2016 mit Aquaviva bereits eine andere spezielle Lösung im Kühlbereich vorzuweisen, sie ermöglicht den Containertransport von Hummer und Krebsen dank einer Innopure genannten Wasseraufbereitungstechnik von EMYG in einem speziellen 20-Fuß-Kühlcontainer. Die Gruppe, zu der unter anderem auch die Reedereien APL (Singapur) und seit 2014 auch die auf Short Sea Verkehre zwischen Skandinavien, Nordeuropa und dem Mittelmeer spezialisierte deutsche Reederei OPDR gehören, hat eine Flotte von 489 Schiffen. Der Konzernsitz, der 1247 Meter hohe CMA CGM Tower in Marseille, wurde von der britischen Architektin Zaha Hadid entworfen und 2011 in Betrieb genommen.