Wie können Frischelogistiker die neuen ESG-Anforderungen an die Lieferkette meistern? Unser Autor erklärt, welche Neuerungen es 2024 gibt und mit welchen Strategien die Kühlbranche sie erfüllen kann.
2024 erwartet Logistikunternehmen eine ganze Reihe an regulatorischen Anforderungen im ESG-Bereich: Der Geltungsbereich des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) dehnt sich seit 1. Januar 2024 auf Unternehmen ab 1000 Mitarbeitende aus, gleichzeitig treten durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) umfassende Reportingpflichten und mit der European Deforestation Regulation (EUDR) Anforderungen über Herkunftsnachweise von in die EU importierten Rindfleisch in Kraft. Nicht nur das LkSG, sondern auch die CSRD und die EUDR beziehen allesamt die Lieferkette mit ein. Somit stellen sie viele Logistikunternehmen, insbesondere aus der Kühl- und Frischelogistik, vor Herausforderungen. Denn die Lieferkette ist in der Branche, in der es um den Transport sowie die Lagerung von verderblichen Waren wie Fleisch, Obst oder Gemüse geht, besonders relevant.
Die Einhaltung der Anforderungen ist für Akteure der Kühl- und Frischelogistik komplex, denn in der gesamten Lieferkette müssen frische Produkte ihre Qualität bewahren, während gleichzeitig umfassende soziale und ökologische Standards eingehalten werden müssen. Fleischprodukte etwa werden in der Regel über weite Strecken transportiert – teils sogar über Ländergrenzen hinweg. Hier müssen Logistikunternehmen sicherstellen, dass bei der Verarbeitung des Fleisches keine Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen auftreten. Über den Gültigkeitsbereich des LkSG hinaus sind hier mit Blick auf weitere regulatorische Anforderungen wie etwa die CSRD auch weitere ökologische Kriterien anzusetzen. Beim Transport von Obst und Gemüse spielen etwa Wasserverbrauch und Verwendung von Pestiziden eine Rolle und bei Fisch wird zusätzlich darauf geachtet, dass keine Produkte von Überfischung oder sonstiger Gefährdung mariner Ökosysteme in Umlauf kommen.
Doch wie können Frischelogistikunternehmen das LkSG in der Praxis erfolgreich umsetzen und gleichzeitig die Anforderungen der CSRD an die Lieferkette erfüllen?
Transparenz in der Lieferkette gewährleisten
Logistikunternehmen müssen ihre Lieferketten transparent gestalten, um sicherzustellen, dass ihre Produkte unter Einhaltung der gesetzlichen Forderungen sicher und zeitgemäß transportiert werden. Das bedeutet auch, dass sie sich genauestens mit ihren Zulieferern und Subunternehmern auseinandersetzen müssen.
Engagement der Stakeholder
Logistikunternehmen sollten alle Anspruchsgruppen, zum Beispiel Dienstleister oder Zulieferer, in die Pflicht nehmen, sich an die Menschenrechts- und Umweltstandards des LkSG zu halten. Auch die Mitarbeitenden in der Logistik müssen umfassende Kenntnisse über diese Aspekte erlangen. Schulungen können dabei helfen, Arbeitnehmende mit auf die Reise hin zu einer nachhaltigen Lieferkette zu nehmen.
Nutzung von Technologien
Mithilfe moderner Technologien wie Echtzeit-Tracking und Überwachung der Temperaturen können Unternehmen der Frischelogistik gewährleisten, dass die Qualität der Produkte in der gesamten Lieferkette bestehen bleibt. Cloud-basierte Software wie die Verso Supply Chain Plattform hilft dabei, alle Akteure der Lieferkette miteinander zu vernetzen. So werden ESG-Risiken ganz einfach analysiert, da alle für das Reporting relevanten Daten an einem Ort gesammelt und aufbereitet werden.
Die Anpassung an das LkSG in der Kühl- und Frischelogistik ist nicht nur wichtig, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Sie helfen Unternehmen auch dabei, ihre Prozesse zu optimieren und die Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette positiv zu beeinflussen. So können sie eine Vorreiterrolle hinsichtlich der ökologischen sowie sozialen Nachhaltigkeit einnehmen und sich positiv von ihren Wettbewerbern abgrenzen.◂
Klaus Wiesen
Unser Autor
Unser Autor Klaus Wiesen ist Lieferkettenexperte und Head of Sustainable Supply Chain bei Verso am Standort Köln.