Die Frischelogistik steht vor vielfältigen Herausforderungen: Drohende Fahrverbote für Dieselfahrzeuge und eine zunehmende Lärmbelastung in den Städten erfordern neue Lösungen wie zum Beispiel Transporter mit Elektroantrieb. Aber wie praxistauglich sind die am Markt erhältlichen Fahrzeuge? Und ist ein wirtschaftlicher Betrieb überhaupt möglich?
Frische Lebensmittel werden verstärkt nachgefragt, Lieferketten werden komplexer und immer mehr Menschen lassen sich Produkte nach Hause liefern – die Rolle der Frischlogistik gewinnt weiter an Bedeutung. Beim Transport waren Verbrennermotoren lange Zeit die erste Wahl. Doch es gibt Alternativen: Immer mehr Hersteller von Kühltransportern und -aufbauten bieten elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge an.
Alternative Elektrotransporter?
Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Elektrotransporter sind emissionsfrei, flüsterleise und gut für das Image. Doch die Frischelogistik braucht vor allem zwei Dinge: Zuverlässigkeit bei der Temperaturführung und ausreichende Reichweiten im regionalen Lieferverkehr. Können die Stromer hier mithalten und dabei auch noch wirtschaftlich betrieben werden?
Betrachtet man den derzeitigen Transportermarkt für den regionalen Lieferverkehr, lohnt sich der Blick auf den Marktführer für elektrische Nutzfahrzeuge: Das ist nach eigenen Angaben die Deutsche-Post-Tochter Streetscooter GmbH, sie entwickelt und vertreibt seit 2017 erfolgreich die Modelle Work und Work L. Der Hersteller der E-Transporter »made in Aachen« berichtet von Nachfrage bei Handwerk, Industrie, Öffentlichem Dienst – und Lebensmittelherstellern, -händlern und -logistikern. »Wir bieten unseren Kunden passgenaue Werkzeuge im Bereich Elektromobilität«, beschreibt Streetscooter-CEO Prof. Dr. Achim Kampker den Anspruch des Unternehmens.
Leistungsstarkes E-Kühlfahrzeug
Für den Transport frischer Lebensmittel wie Fisch, Fleisch, Obst, Gemüse und Molkereiprodukte stellt Streetscooter mit dem Work L Cool ein leistungsfähiges Kühlfahrzeug zur Verfügung, das gemeinsam mit der zu Schmitz Cargobull gehörenden Firma CVB entwickelt wurde. Es soll zukünftig in Serie produziert und dadurch mit kurzen Lieferzeiten und in hohen Stückzahlen an die Kunden ausgeliefert werden können. Das Modell verfügt über eine fahrstromunabhängige Kühlanlage mit einem separaten Energiespeicher. Bis zu 200 Kilometer am Stück kann der Work L Cool nach Herstellerangaben ohne Zwischenladung zurücklegen, er sei damit auch für längere Liefertouren geeignet, so das Unternehmen. Die aktive Kühlung leiste eine konstante Temperaturführung, die zwischen 0 und 8 °C reguliert werden kann und auch im Hochsommer einwandfrei arbeitet, wie Streetscooter betont. Mit seinem Isolationswert ist das Fahrzeug auch für Tiefkühlanwendungen ausgelegt. Der Platz reicht für vier Europaletten oder 80 Transportbehälter der E2-Norm bei bis zu 600 Kilogramm Zuladung. Neben dem Work L Cool gibt es den Streetscooter auch mit anderen Klimaaufbauten, beispielsweise von Kress oder Wilke.
Ein Plus für Umwelt, Budget und Image
Die Leistungsfähigkeit ist in technischer Hinsicht schon heute gegeben, wie die Post-Tochter betont. Und wie sieht es mit der Wirtschaftlichkeit aus? Häufig sind die Anschaffungskosten bei Elektrofahrzeugen etwas höher als für Dieselfahrzeuge. Hier verweist der Elektropionier auf attraktive Förderprämien der öffentlichen Hand, zudem winkt eine zehnjährige Befreiung von der Kfz-Steuer. Auch im täglichen Betrieb würden Elektrotransporter bares Geld sparen: Dank seiner robusten Konstruktionsweise nach dem Baukastenprinzip seien die Wartungs- und Reparaturkosten bei Streetscooter-Modellen deutlich niedriger, verspricht der Hersteller. Beim Verbrauch spare der elektrisch angetriebene Transporter bis zu 50 Prozent der bei Verbrennern üblichen Kosten ein. Nach Überzeugung von Streetscooter gibt es als genug Gründe, schon heute auf Elektromobilität zu setzen. Schließlich sei die auch ein großer Pluspunkt für das Firmenimage. Wer sich hier als Vorreiter positioniert, kann damit hervorragend werben und investiert in die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens.◂
Neuer Finanzchef
Arndt Stegmann ist seit 1. Oktober neuer Chief Financial Officer (CFO) der Streetscooter GmbH. Der 52-Jährige verfügt über langjährige und umfassende Erfahrungen in der Nutzfahrzeugbranche und durchlief zahlreiche Führungspositionen in der MAN Truck & Bus Gruppe, zuletzt als Kaufmännischer Geschäftsführer bei der MAN Truck & Bus Deutschland GmbH. Stegmann löst Sebastian Peter ab, der Anfang 2016 von der Deutschen Post DHL zu Streetscooter kam. »Sebastian Peter hat in der ersten Phase nach der Übernahme durch die Deutsche Post DHL Group das Finanzwesen sehr erfolgreich aufgebaut und gesteuert. Er hinterlässt Arndt Stegmann ein gut bereitetes Feld«, erklärte Prof. Dr. Achim Kampker, Chief Executive Officer (CEO) bei Streetscooter.
Das Unternehmen produzierte zunächst ausschließlich Zustellfahrzeuge für die Konzernmutter Deutsche Post DHL. »In dieser Phase war es wichtig, die Führung des Finanzbereichs bei Streetscooter mit einem Experten aus dem Konzern zu besetzen. Nach dem erfolgreichen Start des Vertriebs an Kunden außerhalb des Konzerns ist Stegmann die ideale Verstärkung, um die Marktführerschaft von Streetscooter im Bereich E-Nutzfahrzeuge weiter auszubauen. Mit Arndt Stegmann haben wir eine Führungskraft mit viel Erfahrung in der Nutzfahrzeugbranche sowie im Aufbau und in der Steuerung von großen Vertriebsorganisationen gewonnen«, so Kampker.
Nach einer sechsmonatigen Übergabephase an Stegmann wird Peter zur Streetscooter-Mutter Deutsche Post DHL zurückkehren.