Ein Luftfrachtzentrum mit besonderem Fokus auf Fisch und Pharma betreibt die finnische Airline Finnair seit Anfang 2018 in Helsinki. Lagerlogistik und auch das Lagerverwaltungssystem stammen von Lödige Industries.
Ein ausgeklügeltes Fördersystem auf Luftseite und drei Transfer-Fahrzeuge auf der Landseite im Annahmebereich stellen sicher, dass keine der Staplerschnittstellen blockiert sind und ermöglichen so hohe Verfügbarkeit und Durchsatzraten von bis zu 483 Paletten pro Stunde.
Im Januar 2018 nahm das modernste Luftfrachtzentrum Europas, das Finnair Cool Cargohub, in Helsinki den Betrieb auf. Die Lagerlogistik ist auf dem neuesten Stand der Technik: Sie stammt vom Marktführer für Luftfrachtlogistik Lödige Industries aus Warburg. Das Besondere am Finnair Cool Cargohub: Temperatursensible Güter werden dort nicht nur in den jeweils notwendigen angepassten Kühlzonen gelagert, auch innerhalb des übergeordneten Hallenbereichs wird die Temperatur kontrolliert. Das Lagerverwaltungssystem von Lödige Industries sorgt dabei für eine lückenlose Temperaturdokumentation.
Auf 31 000 Quadratmetern entstand mit dem Cool Cargohub in zwei Jahren Gesamtprojektlaufzeit ein hochmoderne Luftfrachtzentrum mit einer Lagerkapazität von bis zu 580 ULDs (Aircraft Unit Load Devices) und 2000 In-House Paletten. Die entsprechenden ULD- und das ASRS-System (Automated Storage & Retrieval System) sowie das Lagerverwaltungssystem stammen von Lödige. Das Luftfrachtterminal verfügt über elf höhenverstellbare Be- und Entladestationen für ULDs mit einer Länge von zehn bis zwanzig Fuß und einem maximalen Gütergewicht von bis zu 13,6 Tonnen. Zwei in den Förderfluss integrierte Röntgen-Maschinen zur Inspektion der Fracht gehören ebenfalls zur komplexen Lagerlogistik. Durch die verschiedenen Kühlzonen ist es möglich, temperaturkritische Güter wie beispielsweise Fisch oder Pharmaprodukte während des gesamten Transports und der Lagerzeit bei konstanter Temperatur zu halten.
Genaueste Temperierung für empfindliche Güter
Lödige lieferte eine schlüsselfertige Lösung: Von der Planung über Fertigung, Installation aller Maschinen, Lagereinheiten und des Lagerverwaltungssystems bis zur Inbetriebnahme und Wartung stammt alles aus einer Hand.
Im Finnair Cool Cargohub gibt es drei Temperaturzonen. Die Temperatur im Arbeitsraum des Terminals liegt zwischen 15 und 25 °C. Sinkt die Temperatur im Winter, werden die Räumlichkeiten beheizt, umgekehrt im Sommer gekühlt. Die Klimatisierung garantiert eine grundsätzliche Konstanz der Temperaturspanne. Weiter gibt es sieben gesonderte Kühlräume, die für Güter mit unterschiedlichen Temperaturbedürfnissen ausgelegt sind. In diesen Räumen kann Frachtgut zwischen 4 und 21 °C gelagert werden.
Perishable Cargo, also verderbliche Waren, sind regional sehr individuell: Während in Afrika vorwiegend Blumen, in Miami Obst und in Mittelamerika Gemüse ihre Reise in die Welt antreten, ist es in Helsinki Fisch. Für die jeweiligen Standorte sind diese verderblichen Sonderwaren relevant. Entsprechend ist auch das Finnair Cool Cargohub für den regional spezifischen Versand von frischem Fisch ausgelegt. Die Lagerfläche, die im Frachtterminal für die besonderen Anforderungen der leicht verderblichen Ware ausgelegt ist, beläuft sich auf circa zehn Prozent der Gesamtfläche. Die innovative Lagerlogistik garantiert die konstante Temperatur des Fischs von der Einlagerung bis zur Verladung der Ware.
Neben verderblichen Lebensmitteln gibt es eine weitere Güterkategorie, die Logistiker vor besondere Herausforderungen stellt: Pharmazeutische Produkte. Ob Impfstoffe oder Medikamente, die hochpreisigen Waren sind meist äußerst temperaturempfindlich und erfordern außerdem eine sehr geschlossene Dokumentation der Lieferkette. Diese Dokumentation schließt auch die Kontrolle der Lagertemperatur von der Herstellung bis zur endgültigen Auslieferung ein.
Im Finnair-Luftfrachtterminal sind zahlreiche elektronische Thermosensoren integriert, welche die Temperatur der einzelnen Lagerräume lückenlos dokumentieren. Treten Unregelmäßigkeiten auf, kann das Lödige-Frachtverwaltungssystem Cargo Professional Suite einen Alarm generieren und das Personal kann direkt auf die Temperaturveränderung reagieren und dieselbe entsprechend regulieren.
Die nahtlose Abstimmung des IC (Inventory Control) und des CMS (Cargo Management System) im Frachtverwaltungssystem bedient komplexe Bedürfnisse und macht das System gleichzeitig äußerst benutzerfreundlich. Lagerplätze und Lagerkapazitäten innerhalb des Luftfrachtlagers werden gespeichert und jederzeit visuell angezeigt. Das System erfasst neben der Lagertemperatur eine große Menge an güterspezifischen Daten, zum Beispiel Dimensionen, Gewichte und Special Handling Codes. Durch die Scan-Identifizierung von Lagerflächen und Frachtgut kann die Lagerverwaltung jederzeit auf sämtliche frachtrelevante Informationen zugreifen und so kürzeste Wege und notwendige Temperaturzonen in das Handling mit einbeziehen. Die Detailtiefe, welche die Cargo Professional Suite von Lödige dabei abdeckt, ist nach Angaben des hessischen Luftfracht-Experten anderen gängigen Lagerverwaltungssystemen in ihrem Informationswert sowie in der benutzerfreundlichen Ausgabe voraus. Ein weiterer Vorteil der Lödige Suite: Durch die konstante Live-Aktualisierung können Prozesse innerhalb des Lagers schnell und präzise angepasst werden.
Zertifizierung für Pharmaprodukte
Über 2000 Paletten auf fünf Etagen: Das Finnair Cool Cargo Hub in Helsinki bezeichnet sich stolz als das modernste Luftfrachtzentrum Europas.
Mit dem Cool Cargohub ist die Finnair die erste europäische Fluggesellschaft, die durch die Internationale Luftverkehrsvereinigung (Iata) mit der CEIV-Pharma-Zertifizierung belegt wurde. Rund 20 Prozent der pharmazeutischen Produkte werden laut Iata auf dem Transportweg durch Unterbrechung der Kühlkette unbrauchbar. Die CEIV-Zertifizierung soll derartigen Verlusten während des Transports von Pharma-Produkten vorbeugen. Rund 300 Kriterien müssen Logistikunternehmen für die Zertifizierung erfüllen. Dazu zählen eine lückenlose Temperaturdokumentation, Infrastruktur, optimierte Prozesse und professionelle Handhabung durch die Mitarbeiter.
Die Zukunft der Luftfrachtlogistik
Auch im Bereich der Schleusen (hier die Airside-Schleuse) wird die Temperatur genauestens überwacht und reguliert.
Finnair realisierte in enger Zusammenarbeit mit Lödige Industries in Helsinki eine erstklassige Lösung für temperaturkritische Güter. Die Zertifizierung CEIV Pharma, die Temperaturdokumentation und die ausgeklügelte Lagerlogistik sind, so die Überzeugung der Projektpartner, zukunftsweisend und setzen neue Maßstäbe für den internationalen Luftfrachtverkehr. Gerade die Zertifizierung für den Transport von Pharma-Produkten dürfte in naher Zukunft unabdingbar für Logistikunternehmen sein und garantiert den professionellen und schnellen Umschlag dieser empfindlichen und wertvollen Güter.◂
