In London fliegt der staatliche britische Gesundheitsdienst NHS jetzt probehalber Blutproben per Drohne zum Labor. Läuft alles gut, hofft der Betreiber auf den Start für ein London-weites Netzwerk.
Dringende Blutproben durch die Staus einer Weltmetropole zu schicken, kann die Diagnostik ausbremsen. In London wird nun eine heutzutage naheliegende Alternative getestet: Der Transport mit elektrischen Drohnen. So soll die Patientenversorgung verbessert werden, indem die Reaktionszeiten reduziert werden: Über die Straße können Proben vom Labor des Dienstleisters Synnovis am Guy’s Hospital, gelegen im Schatten von »The Shard« am Themseufer unweit der London Bridge, in das Labor im St Thomas‘ Hospital in der Nähe von Waterloo Station und Westminster Bridge über eine halbe Stunde für die 1,6 Meilen lange Strecke brauchen – die Drohne fliegt weniger als zwei Minuten. Dieser Unterschied ermöglicht eine schnellere Analyse, was dabei helfen soll effizient zu ermitteln, ob Patienten sicher einer Operation unterzogen oder entlassen werden können.
Konkret geht es bei einem letzten Herbst gestarteten Pilotversuch um Blutproben von Patienten, die ein hohes OP-Risiko wegen ihrer Blutungsneigung haben. Bisher werden diese Proben im Lieferwagen oder von Motorrad-Kurieren transportiert. Vom Wechsel auf Drohnen erwarten die Projektpartner daher auch signifikante Umweltvorteile, da CO2-Emissionen vermieden und Verkehrsbelastungen reduziert würden. Um bis zu 99 Prozent würden kommerziell verfügbare Leichtdrohnen den CO2-Ausstoß im Vergleich zu nicht elektrisch betriebenen Autos senken können, im Vergleich zu ebenfalls umweltfreundlichen Elektro-Vans sei der Strombedarf für den Transport mit der Drohne geringer.
Google-Tochter Wing an Bord

Sozusagen im Auftrag Ihrer Majestät: eine Drohne fliegt Blutproben für den britischen NHS.
Der Testlauf soll sechs Monate laufen und ist eine Partnerschaft der beiden beteiligten Krankenhäuser, dem von Ärzten des staatlichen britischen Gesundheitsdiensts NHS gegründeten Healthcare-Logistiker Apian sowie dem Drohnenliefer-Unternehmen Wing, Teil der Google-Mutter Alphabet. Die Nutzung des Luftraums für den Pilotbetrieb wurde von der britische Luftfahrtbehörde genehmigt. Apian und Wing haben zusammen bereits medizinische Drohnentransporte in Dublin auf die Beine gestellt, Apian solche Lieferungen auch schon in ländlichen Gebieten Großbritanniens getestet. In London aber ist der Test eine Premiere.
Hintergrund der Transporte ist auch ein Hub-and-Spoke-System für Krankenhauslabore, das der Betreiber Synnovis im Südosten Londons aufbaut. Dabei übernimmt ein Zentrallabor die Arbeiten, die hochspezialisiertes Equipment und Know-how benötigen, der schnelle Durchsatz dringender Tests zum Beispiel für Notaufnahmen findet wie bisher in den lokalen Laboren in den Kliniken statt. Synnovis ist selbst eine Partnerschaft zwischen dem privaten Unternehmen Synlab UK & Ireland sowie den NHS Foundation Trusts Guy’s and St Thomas sowie King‘s College Hospital. Die NHS Foundation Trusts sind semiautonome Verwaltungs-Einheiten innerhalb des National Health Service (NHS), der Guy‘s and St Thomas‘ NHS Foundation Trust betreibt insgesamt fünf Krankenhäuser in London.
»Drohnen können die Reaktionsschnelligkeit und Resilienz von Gesundheitslogistik erhöhen, was es Klinikern ermöglicht, produktiver zu sein, und Patienten ermöglicht, schneller die Versorgung zu erhalten, die sie brauchen«, zeigt Dr. Hammad Jeilani, Mitgründer von Apian, sich überzeugt. »Ein NHS Dronenliefer-Netzwerk in London, das mit diesem innovativen Test startet, wird on-demand automatisierte und nachhaltige Transporte bieten und so dem NHS helfen, effizientere Arbeitsmodelle zu schaffen und unsere Ärzte und Schwestern dabei unterstützen, die qualitativ hochwertigste Versorgung für Patienten zu liefern«, gab er einen Ausblick. (ms)