In einem anspruchsvollen Retrofit-Projekt hat Aberle bei laufendem Betrieb das Käselager Feldkirchen der Produktionsgenossenschaft Berglandmilch mit neuer Palettenfördertechnik und Steuerungstechnik auf den aktuellen Stand der Technik gebracht und den Standort auf weiteres Wachstum und künftige Marktanforderungen ausgerichtet.
Mit elf Werken in Österreich und der Verarbeitung von rund 1,3 Milliarden Kilogramm Milch pro Jahr ist die Molkereigenossenschaft Berglandmilch aus Wels einer der größten Lebensmittelproduzenten Österreichs. Mehr als 11 000 Milchbauern liefern Milch in den Produktionsstätten an. Dort fertigt die Berglandmilch-Gruppe mehr als 1000 verschiedene Artikel in den Bereichen Frischprodukte, H-Milch, Käse, Butter, Joghurt und Quark. Die größte Käserei der Gruppe befindet sich in Feldkirchen, nördlich von Salzburg. 40 unterschiedliche Sorten Käse werden dort produziert. Bis zu 900 000 Liter Milch pro Tag verarbeiten und veredeln die 120 Mitarbeiter der Käserei im Drei-Schicht-Betrieb zu begehrten Käsesorten, auf die Konsumenten in weltweit mehr als 50 Ländern warten.
Kontinuierliche Umlagerungen im Käselager
Direkt an das Werk angebunden ist das Käselager des Produktionsstandortes. Das 1991 eingerichtete Hochregallager ist nach Reifegrad der Käselaibe in drei Bereiche unterteilt. Dem entsprechend sind die intralogistischen Prozesse von kontinuierlichen Umlagerungen geprägt. Mit Installation von Regalbediengeräten im Hochregallager und verschiedenen Fördertechniken, die die innerbetrieblichen Warentransporte übernehmen, hat der Milchverarbeitungsbetrieb dabei von Beginn an erfolgreich auf weitgehend automatisierte Prozesse gesetzt. Mit der kontinuierlichen Erweiterung der Käseproduktion in Feldkirchen und angesichts der technologischen Entwicklungen konnte die Effizienz der Bestandsanlage kaum noch mithalten. Für die Ausrichtung auf weiteres Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit im Markt entschied die Geschäftsführung, die Intralogistik im Rahmen eines angemessenen Modernisierungsprojektes auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen. »Wir erwarten künftig mehr Milch als bisher und haben daher in die Verarbeitungs- und Lagerkapazitäten investiert«, erläutert der Feldkirchener Werksleiter Thomas Osl. »Als Genossenschaft verfolgen wir die Verpflichtung, jeden Liter Milch, den unsere Mitglieder anliefern, abzunehmen und bestmöglich zu veredeln. Darauf müssen auch die intralogistischen Prozesse optimal ausgelegt sein.« Den Auftrag für das Retrofit-Projekt erhielt die Aberle GmbH mit Sitz in Leingarten, der Systemintegrator im Geschäftsfeld Logistik-Systeme des internationalen Technologiekonzerns Körber. »Ein anspruchsvolles Projekt, bei dem wir die Modernisierungen angesichts der höchsten Hygienestandards und des durchgängigen Drei-Schicht-Betriebs nur mit einem exakt getakteten Konzept und Zeitplan realisieren konnten«, erklärt Aberle-Projektleiter Gregor Atzenhofer die besonderen Herausforderungen. »Weil es dabei neben der Montage einer neuen Palettenfördertechnik zudem insbesondere um die Steuerungstechnik der gesamte Automatisierung und die Einbindung eines neuen Materialflussrechners ging, erforderte die Projektrealisierung überdies eine umfassende Koordination der einzelnen Realisierungsschritte. »Eine nachhaltige Einschränkung der innerbetrieblichen Prozesse sowie eine Unterbrechung von Produktion oder Lieferbereitschaft durch den Projektverlauf waren ausgeschlossen. Unter diesen Prämissen legte Aberle ein Konzept auf, mit dem bereits nach gut sechs Monaten die Modernisierung abgeschlossen werden konnte und seither modernste Steuerungstechnik den operativen Betrieb der Gesamtanlage führt. »Ein Retrofit ohne Einschränkungen unserer Produktion«, resümiert Werksleiter Osl. »Der grundlegende Aspekt für die Auftragsvergabe, den Aberle mit einem genauen Zeitplan umgesetzt hat.«
Gateway für vorübergehenden Parallelbetrieb
Die Projektrealisierung erfolgte in drei Schritten. »Die Hardware der Bestandsanlage erforderte nur wenige Umbauten in der Regalanlage und bei den Regalbediengeräten«, sagt Atzenhofer. »Hier lagen die Herausforderungen in der Kommunikationsstruktur der IT-Komponenten.« Folglich wurden im ersten Realisierungsschritt zunächst die prozessbezogenen Befehle, die sogenannten Telegramme, aus dem bei Berglandmilch installierten AS400-Großrechner analysiert. Darauf aufbauend programmierte Aberle ein Gateway, mit dem sich die Telegramme an die Logiken der neuen S7-Steuerungen anpassen ließen. »Damit konnten in einem zweiten Realisierungsschritt die Regalbediengeräte (RBG) sukzessive auf die moderne Steuerung umgestellt und voll in den Prozessablauf integriert werden«, so Atzenhofer. »Für die Übergangszeit ermöglichte das Gateway den Parallelbetrieb von alter und neuer Steuerung.«
Parallel dazu wurden der neue Materialflussrechner und das Materialflussmodul PMS-M aus dem Prozessmanagementsystem von Aberle installiert und in die Kommunikationsstruktur mit dem vorhandenen Warehouse Management System von SAP eingebunden. Anschließend erfolgte die Montage der neuen Palettenfördertechnik. »Weil die Fördertechnik für den Versandbereich komplett entkoppelt aufgebaut werden konnte, ließ sich die Umsetzung in zwei Teilschritte gliedern«, hebt der Aberle-Projektleiter hervor. So blieb der alte Versandbereich bis zur vollständigen Implementierung des neuen Versandbereichs zunächst bestehen und operativ eingebunden. Nachdem Fördertechnik und die neuen Auslagerungsstiche montiert waren, galt es, sie in die Prozessteuerung einzubinden. »Die Bedienung der Versandbahnen durch die RBGs erfolgte dabei nach den vorherigen Logiken«, veranschaulicht Atzenhofer. Weil das AS400-System die neue Fördertechnik jedoch nicht kennt, kommt dabei das Gateway ins Spiel. »Wenn ein Auftrag zur Auslagerung an den Versand erfolgt, erkennt das Gateway dies und beauftragt mit der neuen Aberle-Steuerung das entsprechende RBG zum neuen Auslagerstich. Die Rückmeldung der SPS wird wiederum so transformiert, dass das AS400 System dies als ursprüngliche Rückmeldung erkennt.« Nachdem der neue Versandbereich mechanisch und steuerungsseitig vollständig implementiert war, wurde er auf das Getaway aufgeschaltet und der alte Versand »auf Knopfdruck« deaktiviert.
Anlagenvisualisierung unterstützt Transparenz
Die Auftragszuordnung erfolgt nun ausschließlich über den neuen Versandbereich mit der modernen Palettenfördertechnik. Die von Aberle implementierte Anlagenvisualisierung PMS-V unterstützt dabei die Transparenz der Prozesse im Feldkirchener Reifelager von Berglandmilch. Die Umstellung auf moderne Steuerungs- und Förderungstechnik sorgt für schnelle Reaktionszeiten, effiziente Umlagerungsprozesse und Auslagerungen für die Versandbereitstellung. »Mit Abschluss des Modernisierungsprojektes sind wir an dem Standort Feldkirchen bei überschaubarem Invest optimal auf weiteres Wachstum und künftige Marktanforderungen ausgerichtet«, fasst Werksleiter Osl zusammen. »Mit Aberle hatten wir dabei einen kompetenten Realisierungspartner an unserer Seite, der das Projekt im geplanten Zeitraum und ohne Einschränkungen von Produktion und Versand umgesetzt hat. Die Ergebnisse erfüllen zudem vollkommen unsere Erwartungen. Damit sind wir hoch zufrieden.«◂
Kurzinfo Körber Logistik-Systeme
Das zum internationalen Technologiekonzern Körber gehörende Geschäftsfeld Körber Logistik-Systeme mit Sitz im hessischen Bad Nauheim ist ein Anbieter vollintegrierter Anwendungen zur Optimierung komplexer interner und externer Logistikprozesse. Unter der Dachmarke Körber Logistics liefert das Geschäftsfeld digitalisierte Lösungen für die Smart Factory (Produktions-Logistik), das Warehouse, Distributionszentren, E-Commerce und die Steuerung der gesamten Lieferkette. Die Dachmarke vereint in drei Geschäftsbereichen die Unternehmen Aberle GmbH und Consoveyo S.A. (Systemintegration), Langhammer GmbH und Riantics A/S (Produktlösungen) sowie Aberle Software GmbH, Cirrus Logistik, DMLogic, Highjump, Inconso AG und Voiteq (Software). Diese bieten ein umfassendes Produkt- und Serviceangebot von der Systemintegration über Lager-, Palettier-, Depalettier- und Fördertechnik bis hin zur Software.