Niederländische Kühllogistik bringt die ersten Avocados aus Äthiopien nach Europa. Für den Weg zum Hafen von Dschibuti wird ein Zug verwendet, dann geht es per Schiff nach Rotterdam. So will ein Konsortium das Henne-Ei-Problem für die Landwirtschaft des ostafrikanischen Landes lösen.
Äthiopien ist für seine idealen klimatischen Bedingungen im Hinblick auf den ganzjährigen Anbau von Obst und Gemüse wie Mangos, Trauben und Orangen bekannt. Große Entfernungen und unzuverlässiger Transport haben die Entwicklung dieses Sektors lange Zeit behindert. Ende August wurde nach Überzeugung der Hafengesellschaft Rotterdam eine neue Ära für die Entwicklung der dortigen Landwirtschaft und Logistik im großen Stil eingeläutet: Am 22. August wurde der erste Kühlcontainer mit 24 Tonnen Avocados in Äthiopien auf den Zug verladen, er wird in Folge über den Hafen von Dschibuti nach Europa transportiert.
Dieser erste Schritt ist das Ergebnis einer vor einigen Jahren begonnenen Zusammenarbeit zwischen den Regierungen Äthiopiens, Dschibutis und den Niederlanden. Der Beitrag der Niederlande konzentriert sich auf logistisches Fachwissen, das für eine intelligente Umsetzung des schnell wachsenden, modernen Eisenbahnnetzes in Äthiopien und Dschibuti sorgt. Anhand von Investitionen in den Kühlumschlag an strategischen Orten erhält der äthiopische Gartenbau Zugang zu den äthiopischen Verbrauchern in den Großstädten und zum Weltmarkt. Viele Stolpersteine – beispielsweise lange Transportzeiten, hohe Tarife und Verderb – können auf diese Weise aus dem Weg geräumt werden, sind sich die Projektpartner sicher.
Konsortium Flying Swans
»Wir durchbrechen das Henne-Ei-Problem«, sagt Tom Bouwman, Senior Project Manager des Konsortiums Flying Swans, das den niederländischen Beitrag organisiert. »Es gibt ein riesiges ungenutztes Potenzial, allerdings war die Logistik nicht gut organisiert. Und in Ermangelung eines Angebots an Obst und Gemüse in großen Mengen war es nicht attraktiv, in die Kühlinfrastruktur zu investieren.« Das Konsortium Flying Swans setzt sich aus dem Hafenbetrieb Rotterdam, Boskalis International, Mercator Novus und der Partnerorganisation Groentenfruit Huis zusammen. Das Programm wird vom niederländischen Ministerium für auswärtige Angelegenheiten über die niederländische Entwicklungsbank FMO finanziert.
Cool Port Addis
Die Vorbereitungen für die Entwicklung von Cool Port Addis haben bereits begonnen. Es geht dabei um ein zum Containerterminal in Modjo gehöriges Kühlhaus, das südlich der Hauptstadt Addis Abeba liegt, in dem Produkte aus dem Hinterland gesammelt und in Kühlcontainer verladen werden. Zudem soll das Gebäude für den nationalen und regionalen Vertrieb genutzt werden. Ein zweites Projekt beschäftigt sich mit dem Bau eines Logistikzentrums im Hafen von Dschibuti. Diese Projekte haben einen Umfang von dutzenden Millionen Euro.
Enormes Wachstumspotenzial
Auf den ersten Container sollen noch sehr viele folgen. Allein die Prognose für die Produktion von Avocados geht für 2030 von rund 30 Millionen Kilogramm aus. »Das Wachstumspotenzial ist enorm«, sagt Tewodros Zewdie, Direktor der Ethiopian Horticulture Producer and Exporters Association, dem Verband der äthiopischen Gartenbauproduzenten und Exporteure. »Die Reduzierung der Transportkosten und -zeiten kommt den Frischwarenketten zugute, was bedeutet, dass innerhalb von zehn Jahren ein wöchentlicher Zug mit Kühlcontainern und später sogar fünf Züge pro Woche mit gekühlten Produkten gefüllt werden können.«
Nationales Kühllogistik-Netzwerk
Bouwman sagt, dass die Erweiterung des Nationaal Koellogistiek Netwerk (nationales Kühllogistik-Netzwerk) in Äthiopien viele Möglichkeiten für niederländische Unternehmen in den Bereichen Logistik, Handel und Gartenbau bietet. »Niederländische Unternehmer können bereits an Ausschreibungen für die Entwicklung von Cool Port Addis teilnehmen. Aber wir haben definitiv auch vor, das Interesse niederländischer Firmen an Investitionen in den Gartenbausektor Äthiopiens zu wecken.«◂