Bewegungskompensierendes Wägen an Bord eines Schiffes ist eine technische Herausforderung, die zu lösen viele Vorteile bringt, da das Über- sowie Untergewicht der Fischchargen das Prozessgeschehen beeinflussen kann.
Ob ein Wägesystem an Bord eines Schiffes von industriellem Ausmaß oder eine kleine Waage in der Werkstatt – bei allen Arten des Wiegens gelten ähnliche Herausforderungen hinsichtlich der genauen Massenkontrolle, die sich direkt auf Kosten und Gewinnspanne auswirken. Neben diesen Faktoren müssen Anwender jedoch auch spezielle Anforderungen hinsichtlich der Arbeitsumgebung beachten. Vor allem das präzise Wägen an Bord eines Seefischereifahrzeugs stellt aufgrund ständiger Bewegungsschwankungen keine leichte Aufgabe dar. »Zum einen sorgt der Seegang dafür, dass das Schiff schaukelt und wankt. Zum anderen verursachen Motoren, Seilwinden und dergleichen zahlreiche Vibrationen in Zusammenhang mit den internen Oberwellen«, erklärt Michael Zimmermann, Regional Sales Manager bei Penko Engineering. Doch wie lässt sich dieses Problem effektiv lösen?
Auf die Technik kommt es an
Bevor der Fisch letztlich auf dem Teller landet, durchläuft er eine Reihe logistischer Prozesse. Bei allen spielt das Gewicht eine zentrale Rolle. »Ob beim Wiegen der einzelnen Fische, bereits gefüllter Kisten oder ganzer Paletten – speziell für die Fischindustrie entwickelte Wägesysteme ermöglichen das Wiegen an Bord mit Ausgleich der Wellenbewegungen und gewährleisten so die schnelle und präzise Fischverarbeitung«, führt Zimmermann an. Jeder einzelne Teilabschnitt des Wiegeverfahrens erfordert allerdings eine eigene Herangehensweise und entsprechende Technik. Vor allem beeinflusst das Über- sowie Untergewicht der Fischchargen das Prozessgeschehen. Denn ungenaues Wiegen erhöht nicht nur den Ausschuss, sondern sorgt zudem für verspätete Lieferungen sowie einen potenziellen Verlust von Gewinnen.
Wirkungsvoller Ausgleich von Bewegungen
Genaue Dosierungen sorgen neben der Einsparung von Energie vor allem für die schnelle und effiziente Befüllung von Kisten. Durch eine Unterdrückung der Motorvibrationen ermöglicht es das bewegungskompensierende Wägen, äußere Einwirkungen auf das Schiff auszugleichen. »Eine spezielle Messgeschwindigkeit und die interne Auflösung des Wiegegerätes sorgen hier für einen arithmetischen Ausgleich. Dies bedeutet, dass trotz der ständigen Bewegungen des Schiffes der Anwender das Gewicht der Fische pro Kiste genau bestimmen kann, da keine Beeinträchtigungen durch ein Schaukeln oder Wanken existieren«, so Zimmermann. Durch die Einwirkungen des Seegangs auf das Schiff bewegt sich die Waage nicht nur auf und ab, sodass sie abwechselnd Be- und Entschleunigung erfährt, sondern sie neigt sich gleichzeitig um zwei Achsen. Neben der automatischen Kompensation dieser Faktoren passt sich das System an mögliche Unterschiede in der lokalen Gravitationsfeldstärke an. Zusätzlich besteht die Konstruktion aus seewasserbeständigem und hermetisch abgedichtetem Edelstahl, was den Einsatz auf dem Wasser ermöglicht. »Das Verfahren arbeitet dabei so genau, dass der Anwender den Wägevorgang gemäß den gesetzlichen Bestimmungen und internationalen Handelsnormen durchführt«, erklärt der Wägetechnik-Experte. »Daneben besitzt das System – basierend auf zahlreichen patentieren Produktentwicklungen – eine Bauartzulassung mit einer Genauigkeit von 2500 d (0,04 %).« So ist etwa die zusätzliche Kontrolle bei der Fischauktion überflüssig, da der Fischer schon auf dem Schiff genaue Informationen über seine Fangmenge erhält. Dies spare zum einen Zeit und schaffe zum anderen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil, so das niederländische Unternehmen mit Hauptsitz in Ede.
Einsparungen durch intelligente Technologie
Zuverlässige Wiegedaten stellen die Basis für die chargenweise Dosierung der gefangenen Fische dar. »In der Praxis ermöglicht es ein bewegungskompensierendes Wiegen, Chargen mit einer für diese Einsatzbedingungen geringen Fehlergrenze von ~0,5 Prozent zusammenzustellen. Mithilfe individueller Technik dosiert der Fischer die Menge sorgfältig und reduziert gleichzeitig die Abgabe durch Übergewicht«, führt Zimmermann an. Da der Fang in den meisten Fällen direkt nach dem Sortieren eingefroren wird, berechnen Fischer die Größe der Gefrieranlage mit der vom Kunden bestellten Menge. Deshalb gilt es die Fischchargen genau abzuwiegen – denn je genauer das Gewicht, desto weniger Übergewicht existiert und es kann eine effiziente Beladung der Tiefkühler stattfinden. Gefrierkapazitäten und damit einhergehende Mehrkosten lassen sich so wirksam einsparen. Darüber hinaus bedeutet ein reduziertes Übergewicht, dass die Gefrieranlage weniger Energie benötigt. »Neben wirtschaftlichen Einsparungen spricht diese Art des Wiegens somit also auch für eine ökologische Nachhaltigkeit. Gleichzeitig landet der Fisch für den Verbraucher noch frischer auf dem Teller«, betont der Wägetechnik-Experte.◂