Ökonomische und ökologische Schäden will das Düsseldorfer Unternehmen Leroma vermeiden, indem es eine digitale Brücke zwischen Vertrieb und Beschaffung von Lebensmittelrohstoffen schafft. Ziel ist es, eine weltweit vernetzte und nachhaltige B2B-Plattform für Lebensmittelrohstoffe aufzubauen.
Mehr als 1,6 Milliarden Tonnen Nahrungsmittel werden jährlich verschwendet. 660 Milliarden US-Dollar wirtschaftliche Schäden entstehen durch Lebensmittel-Rohstoffverschwendung. 356 Milliarden US-Dollar beträgt das globale Marktvolumen an Rohstoffen für die Lebensmittelherstellung. Diese Zahlen nennt das im Dezember 2019 von Marina Billinger gegründete Unternehmen Leroma als Anstoß, etwas zu verändern. Als seine Vision bezeichnet Leroma es, nachhaltig und wirtschaftlich zu handeln, weil jeder seinen Beitrag dazu leisten könne.
Gründerin und CEO Billinger war mehrere Jahre in der Lebensmittelindustrie tätig. Die Leroma GmbH hat sich zum Ziel gesetzt, gegen das Problem der Lebensmittelabfälle und der Intransparenz im Markt vorzugehen. Sie hat eine B2B-Plattform für Lebensmittelrohstoffe entwickelt, weil man erkannt habe, dass die Akteure der Lebensmittelindustrie ein effizientes Rohstoffmanagement benötigen. Als sein Alleinstellungsmerkmal nennt Leroma die in Zusammenarbeit mit Lebensmitteltechnologen entwickelten spezifischen Filter, die für jedes Produkt anders eingestellt werden können. Zusätzlich seien für jeden Rohstoff die passenden Zertifikate vorhanden, die Auskunft über die Qualität des Produktes geben.
Rohstofflieferanten können ihre Rohstoffe auf Leroma inserieren. Auf diese Weise entsteht eine umfassende Rohstoffdatenbank, die mit jedem neuen Partner ständig erweitert wird. Lebensmittelhersteller profitieren laut Leroma von der Datenbank, in der sie die von ihnen benötigten Rohstoffe und deren Lieferanten leicht finden können.
Die Plattform bietet zusätzlich eine Überschussbörse, wo jedes Unternehmen seine Rohstoff-Restbestände zum Verkauf anbieten kann und somit die Welt nachhaltiger gestaltet. Lebensmittelhersteller, die sich beim Einkauf von Rohstoffen verrechnet haben, Rohstoffe mit falschen Fachkriterien geliefert bekommen haben oder einen Rohstoff für eine eingestellte Produktion nicht mehr benötigen, können auf dem Marktplatz des Unternehmens ihre Restposten an andere Lebensmittelhersteller, auch an andere Industrien weitergeben und somit mehr zur Nachhaltigkeit beitragen.
100 Tonnen gerettete Rohstoffe
Schon im Januar 2020 ging die Rohstoffsuche online. Es konnten nach Firmenangaben bereits über 100 Tonnen Rohstoffe gerettet werden. Dabei finden einige Überschüsse Verwendung in benachbarten Industrien. Zu dunkel geröstete Kaffeebohnen konnten als natürlicher Ersatz für Mikroplastik in Peelings in der Kosmetikindustrie verwendet werden. Zugleich eignet sich Kaffeesatz auch als nachhaltiger Dünger, der reich an Nährstoffen ist. Besonders vielseitig sind laut Leroma bei der Verarbeitung von Fischen die Restprodukte, zum Beispiel die Fischhaut. Aus diesem Rohstoff lassen sich Collagenkapseln herstellen, die in der Kosmetik- und Pharmaindustrie werden.
Des Weiteren konnte Leroma an einem Horizonprojekt im Jahr 2020 mitwirken, das den Titel »Lowinfood« trägt und sich mit der Problematik der Lebensmittelrohstoffabfälle auseinandersetzt. Im Rahmen dieses Projekts wird das Unternehmen mit Partnern aus der EU von der Europäischen Kommission unterstützt. Gleichzeitig weitet Leroma in Kooperation mit der Technischen Universität Berlin und den Lebensmitteltechnologen die Expertise für die Rohstoffweitergabe aus.◂
Überblick mit Wastewatch
Sodexo hat anlässlich der Aktionswoche »Deutschland rettet Lebensmittel« Anfang Oktober Einblicke in sein globales »Wastewatch« Programm gegeben. In Deutschland wurde das Programm in den letzten 24 Monaten in über 100 Betrieben ausgerollt – weitere folgen kontinuierlich. In den beteiligten Betrieben erfassen Sodexo-Mitarbeiter Lebensmittelabfälle aller Art. Dazu gehören sowohl Küchenabfälle, die bei der Zubereitung entstehen, und Tellerreste als auch in der Ausgabe liegengebliebene Komponenten und nicht verarbeitete Rohwaren. Der Abfall wird gewogen und anschließend nach Gewicht und Lebensmittelkategorie erfasst. Nach mehreren Wochen ergibt sich in der Statistik am PC ein Gesamtbild und das Team trifft gezielte Entscheidungen zur Anpassung der Prozesse.