Der Industriegase-Hersteller Air Liquide hat mit Cryocity eine regelbare Transportkühlung auf Basis von Trockeneis entwickelt, die für den Einsatz in leichten Kühlfahrzeugen mit alternativen Antriebskonzepten, beispielsweise Elektrofahrzeugen, konzipiert ist.
Die Energie- und Verkehrswende verändern den innerstädtischen Verkehr. Auch die Lebensmittellogistik ist Teil dieser Entwicklung, besonders wenn es um die Last-Mile-Lebensmittelzustellung in Umweltzonen geht. Immer strengere Umweltstandards und Auflagen stellen Transportunternehmen und Online-Händler vor neue Herausforderungen. Gerade in den europaweit eingeführten Umweltzonen, in denen zunehmend nur Fahrzeuge fahren dürfen, die bestimmte Emissionsstandards und Geräuschpegel einhalten, kommen konventionelle Mobilitäts- und Kühlkonzepte schnell an ihre Grenzen.
Herausforderung Transportkühlung 2.0
Bei den bis dato eingesetzten konventionellen Kühlsystemen zur Transportkühlung wird die Energie über einen Dieselmotor bezogen. Entweder wird das Kühlaggregat über einen eigenen Dieselmotor betrieben oder über den Dieselmotor des Fahrzeugs mit Energie versorgt. Ein Teil der Lösung sind Fahrzeuge mit alternativen Antrieben. Dies wiederum bedeutet eine Herausforderung hinsichtlich Transportkühlung temperaturgeführter Waren, denn die Kühlkette muss bei der Anlieferung von frischen und gefrorenen Produkten konsequent eingehalten werden, weswegen auch hier innovative Konzepte gefragt sind.
Trockeneis als Lösung
Gesucht ist eine Lösung, die weder die Reichweite der Fahrzeuge beeinträchtigt noch die Kälteleistung einschränkt – auch bei häufigem Öffnen der Laderaumtüren Mit Cryocity hat Air Liquide ein neues Konzept zur Transportkühlung entwickelt, welches eine innerstädtische Mobilität ermöglichen soll, die beides verbindet – uneingeschränkte Reichweite des Fahrzeugs bei gleichzeitig hoher Kälteleistung. Der Industriegase-Hersteller bezeichnet diesen Ansatz als umweltfreundlich, nahezu geräuschlos und für den Einsatz in Fahrzeugen mit alternativen Antrieben bestens geeignet. Der Clou hinter der Idee von Cryocity ist ein auf einer indirekten Kühlung durch Trockeneisschnee basierendes aktives Kühlaggregat. Dabei fungiert Trockeneis als -78 °C kalte, leistungsstarke Kältequelle. »Bei der Lieferung von frischen und gefrorenen Lebensmitteln hat eine stabile Kühlkette oberste Priorität. Unser neues Transportkühlsystem ist emissionsfrei, nahezu geräuschlos und wir mindern den CO2-Footprint«, fasst Karsten Bongers, Program Manager Cryocity bei Air Liquide, die Vorteile zusammen.
Handling, Wartung & Effizienz
Das Handling bezeichnet Air Liquide dank einfacher Bedienbarkeit, hoher Verfügbarkeit, weniger beweglicher Bauteile und geringer Wartungskosten als unkompliziert. Die Lebenszeit der Kühleinheit sei bis zu doppelt so lang wie bei vergleichbaren, konventionellen Technologien. Das Trockeneis wird über die Cryocity-Ladestation in die Anlage des Fahrzeugs eingebracht. Besonders nachhaltig und kostensparend: Das System berechnet automatisch die optimale Füllmenge, in dem es Werte wie Umgebungs- und Solltemperatur, die Transportdauer sowie die Anzahl der Türöffnungen mit einbezieht. Die Kühlleistung durch -78 °C kalten Trockeneisschnee gewährleistet einen schnellen Pulldown sowie die rasche Temperaturwiederherstellung nach Türöffnungen. Dabei ist die Kälte jederzeit motorunabhängig verfügbar und ermöglicht eine konstante Kühlleistung auch bei steigenden Außentemperaturen, Fahrzeugstillstand oder ausgeschaltetem Motor.
Vier Pilotprojekte erfolgreich absolviert
Da weder Energie vom Fahrzeugmotor noch zusätzliche Akkus benötigt werden, wird die Reichweite des Fahrzeugs durch die Kühlung nicht reduziert. Der CO2-Fußabdruck gegenüber vergleichbaren konventionellen Kühlmaschinen wird laut Herstellerangaben deutlich reduziert, da keine fossilen Brennstoffe benötigt werden. Neben der Reduzierung von CO2-Emissionen ist das System frei von Dieselemissionen wie Stickoxiden (NOx) und Feinstaub-Partikeln. Der Geräuschpegel liegt unterhalb der Piek-Norm, was Nachtbelieferungen und Lieferungen in Lärmschutzzonen sowie eine geräuscharme Anlieferung in Wohngebieten ermöglicht.
Cryocity ist beim jährlichen Swiss Logistics Award durch die Jury auf den dritten Platz gewählt worden und konnte sich ebenfalls beim Responsible-Care-Wettbewerb erfolgreich durchsetzen. Die Solarimpulse Foundation zeichnet Cryocity mit dem Efficient Solution Label aus.
Auch in der Praxis hat Cryocity in vier Pilotprojekten den Test bestanden, dort ist die neue Technologie europaweit bereits im Einsatz und konnte überzeugen. Bei der Menü-Manufaktur in Wien ist man der unternehmenseigenen Vision von klimaneutraler Produktion und Lieferung bis 2024 mit Hilfe der neuen Transportkühlung einen großen Schritt näher gekommen. »Cryocity spart Emissionen und Schadstoffausstoß«, so der Vertriebsleiter der Menü-Manufaktur. Von den 12 000 bis 15 000 Menüs pro Tag wird ein beachtlicher Anteil auch früh morgens zu Krankenhäusern und Kindergärten ausgeliefert – ohne Lärm wesentlich angenehmer für die Kunden. Auch bei Coolline, einem österreichischen Unternehmen für Kühlfahrzeuge, punktet die Technologie. »Cryocity hat mich besonders überzeugt, weil es vom Motor unabhängig und wartungsarm, aber trotzdem leistungsstark ist«, sagt Michael Haderer, Geschäftsführer von Coolline.◂
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