Einen Appell für Logtech-Disruption in der Kühllogistik formulieren drei Experten in diesem Fachbeitrag. Denn auch die Kühlkettenlogistik muss auf aktuelle Herausforderungen und Megatrends wie die Digitalisierung oder den Klimawandel reagieren. Innovation im laufenden Geschäft ist aber nur schwer möglich. Eine mögliche Alternative stellt die Zusammenarbeit mit Logistik-Start-ups dar. Aber in welchen Bereichen lohnt sich so eine Kollaboration lohnt und wie kann sie gelingen?
Ohne funktionierende Kühlketten wäre unser modernes Leben unmöglich: Viele Impfstoffe, Lebensmittel oder auch lebenswichtige Medikamente sind auf eine lückenlose Kühlkette von der Herstellung bis zum Verbrauch angewiesen. Eine entscheidende Herausforderung moderner Kühlkettenlogistik ist die koordinierte Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Akteuren sowie eine lückenlose Überwachung der gesamten Kette. Gerade bei diesen beiden Aspekten hat sich in der jüngsten Vergangenheit, auch dank einer wachsenden Zahl von Start-ups, viel getan.
Digitalisierung der Kühlkette: Die Frage ist nicht ob, sondern wann und wie
Neue Technologien sind stets Chance und Herausforderung zugleich. Zum einen bieten sie die Möglichkeit, die Effizienz und Sicherheit der Kühlkette zu verbessern, indem sie die Überwachung der Temperatur sowie den Transport von Produkten vereinfachen. Zudem kann die Nutzung von digitalen Lösungen im Transportbereich zu erheblichen Effizienzgewinnen führen. Intelligentes Routenmanagement und Echtzeit-Temperaturüberwachung sind Beispiele für Technologien, die dazu beitragen können, Liefervorgänge besser zu steuern, zu verfolgen und dabei Ineffizienzen zu identifizieren und zu beheben. Letzteres wird vor allem durch die Nutzung fortgeschrittener Sensorik und Internet of Things (IoT)-Technologie ermöglicht. Sie sammeln Daten in Echtzeit und leiten sie zur Verarbeitung weiter. Auf Basis der analysierten Daten können Logistiker bessere Entscheidungen treffen und letztlich ihre Prozesse optimieren. Digitale Lösungen können wie erwähnt auch dabei helfen, Transporte besser zu koordinieren sowie Kapazitäten besser auszunutzen, indem beispielsweise Fracht intelligenter gebündelt wird, wodurch sich Leerfahrten vermeiden lassen.
Allerdings bringt die Einführung neuer Technologien auch stets neue Herausforderungen mit sich, nicht zuletzt durch die Kosten, die mit der Anschaffung und dem Betrieb von Technologie verbunden sind. Darüber hinaus erfordert der Umgang mit Daten ein grundlegendes Umdenken in Geschäftsprozessen. Sensoren und andere Geräte müssen zu jeder Zeit ordnungsgemäß kalibriert sein und Vorkehrungen zur Speicherung und Übertragung von Daten getroffen werden. Eine Zusammenarbeit mit Start-ups, die entsprechend smarte Lösungen anbieten, kann dazu beitragen, Risiken zu minimalisieren.
Logtech-Start-ups in der Frischelogisitik
Mittlerweile gibt es unzählige Start-ups im Bereich der Frischelogistik, die sich auf bestimmte Nischen spezialisiert haben. Folglich sind diese Lösungen weitaus ökonomischer als noch vor einigen Jahren. Dazu gehören beispielsweise Plattform-Lösungen, die den Datenaustausch zwischen den Stakeholdern entlang von Kühlketten abbilden. Ein weiterer Punkt ist mittlerweile preislich sehr erschwingliche smarte Hardware, die eine mehr oder weniger Plug-and-Play-mäßige Überwachung von Kühlketten ermöglicht.
Inprous ist beispielsweise ein Anbieter, der temperaturkontrollierte Verpackungen für den Pharmabereich entwickelt. Kedeon, ein Start-up aus Lettland, ist im Bereich der letzten Meile weit vorne. Und das Münchner Start-up SmartCAE hat eine Plattform entwickelt, mit der sich digitale Zwillinge von Kühlketten erstellen lassen, beispielsweise um unterschiedliche Szenarien durchzuspielen.
Ein ungelöstes Problem bei allen aktuell auf dem Markt befindlichen Lösungen ist, dass der Großteil der Start-ups bisher nur bestimmte Nischen besetzen. Mit der fortschreitenden Entwicklung der Branche ist jedoch zu erwarten, dass integrierte und modulare Gesamtlösungen entstehen beziehungsweise die Interoperabilität der Systeme untereinander zunimmt.
Fazit: Eine Zusammenarbeit mit LogTech-Start-ups kann sich auszahlen
Die Kühlkettenlogistik ist eine anspruchsvolle Disziplin, die viel Know-how und Erfahrung erfordert und sich genauso wie alle anderen Branchen zukunftsfähig aufstellen muss. Die Megatrends der ökologischen Wende und Digitalisierung wirken sich branchenübergreifend aus und stellen etablierte Geschäftsmodelle und -praktiken auf den Kopf. Cold-Chain-Logistiker können von der Zusammenarbeit mit Start-ups profitieren, da sie ihnen schlüsselfertige Kollaborationsplattformen und smarte Hardware bieten. Die Nutzung dieser Technologien ist kein Selbstzweck, denn sie dienen letztlich dem Zweck, die Effizienz zu verbessern, Kosten zu senken und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Dennoch gilt es sorgfältig zu prüfen, ob eine bestimmte Lösung für das eigene Unternehmen und den geplanten Anwendungsfall geeignet ist und nicht zuletzt sicherzustellen, dass sie alle relevanten Gesetzesvorschriften erfüllt. Gerade die Dokumentationspflichten nehmen in der Tendenz nur zu und lassen sich letztendlich nur mittels moderner Technologie realisieren. Wie wir versucht haben aufzuzeigen, lassen sich aus den Daten zahlreiche Synergien realisieren, ist die die Kühlkette erst einmal vollständig digitalisiert.◂
Matthias Friese, Moritz Hüwe, Dirk Berlemann
Unsere Autoren
Unser Autor Matthias Friese ist Managing Partner Xpress Ventures, Berlin. Unser Autor Moritz Hüwe ist Bereichsleiter Transport bei Fiege Healthcare, Greven. Unser Autor Dirk Berlemann ist Geschäftsführer bei Fiege Healthcare.