Ende September hat die Rewe Group einen Meilenstein gefeiert: Sie eröffnete ihr erstes technologisiertes Food Fulfillment Center 2.0 mit dem Projektnamen »Scarlet One«. Damit sieht sich das Kölner LEH-Unternehmen als »First Mover« im E-Commerce – und setzt auf Ausbau.
Rewe meint es ernst mit seinem Online-Engagement, immer noch. Am 21. September eröffnete die Rewe Group in Köln im Beisein von NRW-Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart ihr erstes technologisiertes Food Fulfillment Center 2.0 (FFC), das nach Angaben des LEH-Riesen zugleich auch deutschlandweit einzigartig ist. Mit »Scarlet One«, so der Projektname, sollen die E-Commerce-Aktivitäten von Rewe digital eine neue Stufe erreichen. Durch die als richtungsweisend bezeichnete Technologisierung und Prozessoptimierung der Intralogistik sei es möglich, die Warenverfügbarkeit für die Kunden weiter zu erhöhen, neue Sortimente aufzunehmen, künftig das Belieferungsgebiet auszuweiten, die Flexibilität für Kunden zu erhöhen und zugleich die Wirtschaftlichkeit weiter zu stärken. Das FFC 2.0 löst das bisherige FFC in Hürth ab, das zur Generation der rein manuellen Food Fulfillment Center gehörte. Von denen betreibt die Rewe Group weitere, unter anderem in den Ballungszentren Berlin, Hamburg, München, Hannover und Mannheim. Die Bauzeit des Food Fulfillment Center 2.0 betrug ein Jahr. Die Kosten für eines der modernsten Logistikzentren in Europa, wie Rewe es ganz unbescheiden nennt, belaufen sich nach Unternehmensangaben auf rund 80 Millionen Euro.
»Mit der heutigen Inbetriebnahme von Scarlet One erreichen wir einen wichtigen Meilenstein im Rahmen unserer ganzheitlichen Digitalisierungsstrategie. Wir zeigen wie ernst es uns ist, den E-Commerce weiterzuentwickeln. Wir zeigen aber auch, dass für uns E-Commerce viel mehr ist als ein schicker Web-Shop. Der Fokus liegt vor allem auf sämtlichen rückwärtigen Bereichen und Logistikstufen. Dabei sind wir First Mover, wie wir mit diesem hochgradig technologisierten Lager zeigen. Wir sind damit mindestens im deutschen Lebensmittelhandel Spitzenreiter und Trendsetter. Und das knapp fünf Jahre, nachdem wir mit E-Commerce angefangen haben. Ich freue mich, dass die Bauarbeiten so zügig voran gingen. Mein Dank gilt allen beteiligten Gewerken, der Firma Knapp und insbesondere unseren Mitarbeitern, die mit sehr viel Einsatz und Leidenschaft an diesem komplexen Vorhaben gearbeitet haben«, verlautbarte Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der Rewe Group, anlässlich der offiziellen Eröffnung.
Automatisierte Shuttle-Technologie im Einsatz
»Die digitale Transformation von Geschäftsmodellen, Produktionsprozessen und Kundenbeziehungen ist eine zentrale Herausforderung für unseren Industriestandort. Ich freue mich, dass die Rewe Group mit ihrem modernen Food Fulfillment Center hier in Nordrhein-Westfalen Maßstäbe für den Online-Lebensmittelhandel setzt. Das zeigt einmal mehr, welche Chancen die Digitalisierung für die Branche und ihre Beschäftigten bietet«, kommentierte Minister Pinkwart.
»Mit unserer neuen Generation Food Fulfillment Center 2.0 steigern wir im Vergleich zu rein manuellen Centern unsere Kommissionierungsleistung signifikant. Bisher haben die Mitarbeiter bei der Kommissionierung der Kundenbestellungen pro Schicht bis zu 15 Kilometer zurückgelegt. Mit Scarlet One ist dies nun umgekehrt. Hier kommen die Produkte mittels automatisierter Shuttle-Technologie aus mehreren verschiedenen Kühlzonen zum Kommissionierer. Insgesamt erreichen wir damit drei Dinge. Erstens: wir stärken unsere Wirtschaftlichkeit. Denn anders als in der Belieferung unserer Märkte, bei der wir immer über Großgebinde sprechen, ist die Kommissionierung im Bereich des E-Commerce viel aufwändiger. Unsere Mitarbeiter nehmen hier größtenteils einzelne Artikel in die Hand. Zweitens: Wir legen den Grundstein für das weitere Wachstum und erhalten die Möglichkeit, unser Liefergebiet selektiv zu erweitern sowie unsere Abläufe flexibler zu gestalten. Und Drittens: Wir können unseren Kunden zukünftig damit zum Beispiel in den Bereichen Fleisch, Wurst oder Käse einen Service bieten, wie sie ihn sonst nur von der Bedientheke kennen«, erklärt Christoph Eltze, Vorsitzender der Geschäftsführung Rewe digital.
Lob für urkölsches Unternehmen
»Die digitale Transformation der Rewe Group und die Entwicklung von Rewe sowie Rewe digital zu Hauptakteuren im Bereich des Online-Handels mit Lebensmitteln zeigen: Köln ist heute bereits ein wichtiger digitaler Standort«, sagte Elfi Scho-Antwerpes, Bürgermeisterin der Stadt Köln, bei der Eröffnung. »Wir wollen Köln aber nicht nur fit für das Digital-Zeitalter machen. Vielmehr wollen wir Köln zu einem führenden digitalen Standort weiterentwickeln. Als Verwaltung sind wir hier in zweierlei Hinsicht gefordert. Zum einen müssen wir digitaler werden. Zum anderen müssen wir den Weg mitbereiten, dass sich unsere Wirtschaft digital aufstellen und ausrichten kann. Ich freue mich, dass mit der Rewe Group ein urkölsches Unternehmen ihr erstes Food Fulfillment Center 2.0 in der Domstadt eröffnet. Das ist ein starkes Bekenntnis zu Köln. Das ist aber auch ein Vertrauensbeweis, dass wir als Verwaltung Katalysator und nicht Hemmschuh sein wollen. Moderne Wirtschafts- und Standortpolitik sollte mit Blick auf die Chancen geleitet werden«, so Scho-Antwerpes weiter.
17 000 Quadratmeter groß
Scarlet One liegt entsprechend der E-Commerce-Strategie der Rewe Group sowohl verkehrsgünstig zur Kölner Innenstadt (acht Kilometer) als auch zum benachbarten Rewe-Logistikstandort in Langel (vier Kilometer). Das Food Fulfillment Center 2.0, das mit rund 17 000 Quadratmetern so groß ist wie zweieinhalb Fußballfelder, verfügt über 38 Warenausgangstore und bietet Platz für rund 200 Distributionsfahrzeuge. Darüber hinaus gibt es spezielle Rampen, über die LKW beladen werden, die in entfernt gelegene Städte fahren und dort die Bestellungen der Kunden auf kleinere Auslieferfahrzeuge umladen. Neben einem Waschplatz gibt es einen Service Point, um kleinere technische Probleme an den Fahrzeugen zu beheben oder für allgemeine Wartungsarbeiten. Hinzu kommen moderne Büro- und Sozialräume sowie rund 260 Parkplätze für die insgesamt 600 Mitarbeiter. Gearbeitet wird langfristig im Dreischicht-Betrieb. Der Brutto-Rauminhalt des mehrgeschossigen Lagers entspricht rund 260 Einfamilienhäusern. Das Food Fulfillment Center 2.0 erfüllt laut Rewe den Gold-Standard der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Im Regelbetrieb umfasst das Sortiment des Food Fulfillment Center 2.0 rund 20 000 Artikel. Zum Vergleich: ein durchschnittlicher Rewe-Supermarkt führt etwa 10 000 Artikel.◂
Kurzinfo Rewe digital
Seit 2011 können Kunden über den Online-Supermarkt von REWE auf https://shop.rewe.de ihre Einkäufe bestellen und bequem bis an die Haustür liefern lassen. Auch die Bestellung per App (rewe.de/app) ist möglich. Das Angebot umfasst das der Rewe Supermärkte mit unter anderem Obst, Gemüse, Molkereiprodukten, Tiefkühlkost, Fleisch- und Wurstwaren, Getränken und Drogerieartikeln. Dank termingerechter Lieferung entscheidet der Kunde selbst, wann seine Bestellung Zuhause ankommt. Der Service ist derzeit in 75 Städten – darunter Berlin, Hamburg, München, Köln, Hannover, Frankfurt, Dresden und Leipzig – sowie dem Umland verfügbar. Das Liefernetz wird laut Rewe sukzessive ausgebaut.
Zusätzlich zum Standort im Carlswerk – an dem über 500 Beschäftigte arbeiten – betreibt Rewe digital acht Food Fulfillment Center mit mehr als 1500 Mitarbeitern. 2017 durchbrach der Umsatz mit frischen Lebensmitteln der 2014 gegründeten Einheit die 100 Millionen Euro Umsatzmarke. Knapp 60 Prozent der bundesdeutschen Haushalte können nach Angaben der Kölner die E-Commerce-Aktivitäten der Rewe Group nutzen oder einen der 140 Abholservice-Märkte ansteuern.