Bei der Ludwig Meyer GmbH & Co. KG spielt die Qualitätskontrolle der Transportprozesse eine elementare Rolle in den Abläufen des Unternehmens. Hier hat der Logistiker aus dem hessischen Friedrichsdorf seit Herbst 2020 einen weiteren Schritt gemacht: Es lässt sukzessive alle Standorte nach dem International Featured Standard (IFS) zertifizieren.
Im Zentrallager eines großen deutschen Lebensmitteleinzelhändlers fährt ein 18-Tonnen-LKW vor. Es ist ein Fahrzeug der Ludwig Meyer GmbH & CO. KG – kurz Meyer Logistik. Nach fest definiertem Prozess und Zeitplan übernimmt der Fahrer des Unternehmens die Waren des Kunden für die Liefertouren zu bestimmten Lebensmittelmärkten in der Region. Heute ist im Rahmem eines Multitemperatur-Transports Tiefkühlware (TK) dabei, für die besondere Anforderungen an Temperaturführung und Kontrolle bestehen. »Unsere Verantwortung für die Waren des Kunden und die Übernahme des Prozessrisikos beginnt in dem Moment, in dem wir diese in unsere LKW verladen«, erklärt Christopher Steyer, Leiter IT, Projekt- und Qualitätsmanagement. Sie endet beim Entladen in dessen Märkten. »Gerade in der Logistik von Lebensmitteln basieren die elementaren Prozesse in der Lieferkette immer noch auf einer grundsätzlichen Entscheidung nach Qualitätsanspruch der Kunden« so Steyer weiter. »Diesen haben wir natürlich auch an uns selbst, sodass wir die Qualität unserer Prozesse kontinuierlich sichern. Wir haben uns daher dazu entschieden, unsere hohen Qualitätsstandards gegenüber unseren Kunden nach IFS dokumentieren und von einer unabhängigen Stelle zertifizieren zu lassen.«
Nach Standard IFS Logistics 2.2
Diese Stelle ist die Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS) in Frankfurt. Den verwendeten Standard IFS haben Industrie und Handel ins Leben gerufen. Er definiert Rahmenbedingungen für die gesamten Prozesse entlang der Lieferkette: von der Lagerung, der Kommissionierung über die Be- und Entladung bis hin zum eigentlichen Transport. Er gilt für Lebensmittel ebenso wie für Produkte aus dem Non-Food-Bereich. So möchte die Branche die Transparenz der und das Vertrauen in die Prozesse für die an der Supply Chain Beteiligten fördern. Der IFS-Standard für den Bereich Logistik prüft dabei sechs verschiedene Bereiche ab. Hierzu gehören unter anderem Unternehmensverantwortung, Ressourcenmanagement sowie Produktschutz. Die DQS führte die Audits für den ersten Baustein auf dem Weg von Meyer Logistik zur kompletten IFS-Zertifizierung für ganz Deutschland im Herbst letzten Jahres durch. Es handelte sich hierbei um ein Regionalbüro und die Firmenzentrale in Friedrichsdorf. »Dort haben wir mit einem guten Ergebnis von 94 Prozent in den Audits abgeschnitten«, berichtet Alexander Bellmann, Ressourcen Manager und Qualitätsbeauftragter. »Mit einem Prozentpunkt knapp vorbei am höchsten Level, aber mit Potential nach oben«, ergänzt er lächelnd. Für die interne Vorbereitung auf die nächste Auditrunde an einem anderen Standort konnte der Logistikdienstleister allerdings wichtige Erkenntnisse ziehen. Diese Auditierung hat Meyer Logistik dann mit dem höchsten Level abgeschlossen.
Was hat der Kunde davon?
Spätestens seit Ausbruch der Pandemie wird auch außerhalb der Fachwelt immer mehr deutlich, wie systemrelevant die Logistik für Industrie, Handel und Gesellschaft ist. Die Resilienz der Lieferketten rückt dabei in den Blickpunkt. »Alle an der Supply Chain Beteiligten brauchen Prozesssicherheit. Das gilt auch für unsere Kunden im Lebensmitteleinzelhandel«, so Meyers Qualitätsmanagement-Leiter Steyer. »Gerade mit Blick auf die gesamte Lieferkette und die mit den einzelnen Stationen verbundenen Risiken erzeugt die Prüfung durch ein unabhängiges Zertifizierungsunternehmen Vertrauen in zuverlässige Prozesse.« Bellmann ergänzt: »Wir als Dienstleister führen unsere Transporte IFS-konform durch und die DQS bestätigt das.« Auf die komplette Lebensmittelbranche bezogen, gibt es hier nach den Logistikexperten aber Potentiale für noch mehr Transparenz. »Die Lebensmittelbranche setzt sehr hohe Qualitätsstandards, die die Dienstleister erfüllen. Der nächste Schritt ist es, genau diese Prozesse proaktiv zertifizieren zu lassen, um Verlässlichkeit und Vereinfachung der Prozesse entlang der ganzen Lieferkette zu erzeugen«, ist Bellmann überzeugt. Viele Kundenunternehmen fokussieren in der Erfahrung von Meyer Logistik das Thema mittlerweile ihrerseits. Durch die lückenlose Zertifizierung des Dienstleisters profitieren diese auch für das eigene Qualitätsmanagement. Wenn diese etwa ihre komplette Lieferkette nach IFS zertifizieren lassen wollen, aber Logistikleistungen an Externe vergeben haben, würde sich der Aufwand für die Zertifizierung vergrößern. Dann stünden weitere externe Audits der Dienstleister an. Wenn der Spediteur selbst nach IFS zertifiziert ist, entfallen diese.
Ausblick für das laufende Jahr
Bis Anfang 2022 sollen alle Standorte von Meyer Logistik in Deutschland nach IFS zertifiziert sein. Der Logistikdienstleister hat das Thema Qualitätsmanagement seit rund 20 Jahren auf der Agenda und ist zum Beispiel nach Din EN 16247-1 für das Energiemanagement zertifiziert. Zudem dokumentiert das Unternehmen HACCP-konform die Kühlkette und stellt mit telematischen Lösungen die Qualität der Prozesse sicher. »Wir bauen unser Qualitätsmanagement weiter aus, überprüfen hierbei unsere internen Prozesse, um die Dienstleistungsqualität zu erhöhen«, betont Steyer. Zudem ist der Frischelogistiker mit der IFS-Prüfung aktuell in einem kontinuierlichen System aus Erst- und Re-Zertifizierung.◂
Kurzinfo Meyer Logistik
Der 1949 gegründete Spezialist für Frischetransporte und Lebensmittellogistik Ludwig Meyer GmbH & Co. KG ist ein inhabergeführtes mittelständisches Unternehmen. Mit 1800 Mitarbeitern und einem Fuhrpark von rund 1200 Fahrzeugen an Standorten in Deutschland, Österreich, Tschechien, Rumänien und Schweden beliefert das Unternehmen den europäischen Lebensmittel-Einzelhandel, Systemgastronomie und Großküchen. Die Schwestergesellschaft Meyer Quick Service Logistics GmbH & Co. KG organisiert die Vollversorgung von rund 4100 Quick-Service-Restaurants in Deutschland, Österreich, der Schweiz und neun weiteren europäischen Ländern. Ihre größten Kunden sind Burger King, Eat Happy und Yum! Restaurants International.