Für Importe und Transitransporte von Obst, Gemüse und anderen Frischewaren nach Großbritannien wird vom 30. April an mit der Common User Charge (CUC) eine neue Abgabe fällig, wenn sie das Vereinigte Königreich über den Hafen Dover oder den Eurotunnel erreichen. Anfang April hat die britische Regierung nun Details zu der Abgabe veröffentlicht: Die Abgabe wird für jeden Posten auf einer CHED-Anmeldung (common health entry document) fällig, ist allerdings gedeckelt auf fünf Posten oder maximal 145 Pfund. Die Höhe der Abgabe richtet sich nach dem phytosanitären Risiko sowie danach, ob es sich um pflanzliche oder tierische Produkte handelt. Für Lebendvieh wird an einer eigenen Abgabe gearbeitet, derzeit gibt es laut britischer Regierung an den Grenzkontrollstellen keine physischen oder Identitätskontrollen für deren Import aus der EU.
Die Abgabe wird auch dann fällig, wenn die Behörden die Sendung keiner phytosanitären Untersuchung unterziehen. Auch Teilnehmer des Pilotprojekts Accredited Trusted Trader Scheme (ATTS) müssen nach den Plänen derzeit die Abgabe zahlen, wenn die Waren prinzipiell der phytosanitären Kontrolle an von der Regierung betriebenen Grenzkontrollstätten unterliegen, hier ist aber für die Zukunft die Möglichkeit einer Änderung angedeutet. Teilnehmer eines anderen Pilotprojekts namens Authorised Operator Status (AOS) für Pflanzen und pflanzliche Produkte müssen die CUC dagegen nicht zahlen, wenn die Kontrolle an einem inländischen Kontrollpunkt stattfindet.
„Der Konsument wird letzten Endes den Preis zahlen, nicht nur wegen der steigenden Kosten, sondern auch durch eine reduzierte Verfügbarkeit von bestimmten Lebensmitteln“, kritisierte Mike Parr, Direktor des britischen Logistikers PML Seafrigo. „Nach dem Brexit gibt es eine wachsende Zurückhaltung beim Export von Frischewaren nach UK, weil das jetzt überladen ist mit bürokratischen Regeln und Absperrbändern und dieser neueste zusätzliche Kostenpunkt ist nur weitere Munition für diese Argumentation.“ Parr erwartet durch die neue Abgabe auch zusätzliche Verzögerungen an den Häfen. Als besonders frustrierend bezeichnet er, dass auch Güter, die zwar über Dover oder Folkstone in das Land kommen, aber nicht durch die von der Regierung betriebene Grenzkontrollstelle Sevington, von der neuen Abgabe betroffen seien. „Die Regierung fordert im Endeffekt von Unternehmen wie unseren, an ihrer Stelle Steuern einzuziehen“, kritisiert er. PML Seafrigo betreibt eine eigene, rund um die Uhr geöffnete Grenzkontrollstelle in Lympne, was nach Angaben des Unternehmens der dem Hafen Dover nächstmögliche Point of Entry ist, näher noch als Sevington.
Die neue Abgabe ist Teil von Veränderungen bei den Importkontrollen unter dem Border Target Operating Model (BTOM) und soll die Betriebskosten der von der Regierung in Folge des Brexit betriebenen Grenzkontrollstellen abdecken.