Unterirdisch eine E-Lastwagen-Flotte laden? Dass das möglich ist, beweist ein Unternehmen aus Altishofen in der Schweiz. Gemeinsam mit CKW setzte Galliker Transport den ersten Elektro-Powertunnel um. Das Pionierprojekt ist ein wichtiger Schritt des Unternehmens auf dem Weg zur CO2-Neutralität.
Wir treffen Thomas Müller, Leiter Infrastrukturen Services, vor dem Firmengebäude der Galliker Transport AG in Altishofen. Er war eine Schlüsselfigur bei der Realisierung des Elektropower-Tunnels. Thomas Müller ist seit zwölf Jahren im Unternehmen und kümmert sich mit seinem Team um den Ausbau der eigenen Stromproduktion und der Ladeinfrastrukturen der zukünftig CO2-neutralen Galliker-Fahrzeugflotte.
CO2-neutral unterwegs bis 2050
Die Vision der Galliker Transport AG ist ambitioniert: Bis 2050 soll die gesamte Fahrzeugflotte CO2-neutral sein. Dieses Ziel, fest verankert in der Unternehmensstrategie »Green Logistics by Galliker«, spiegelt das Engagement des Familienunternehmens wider. »90 Prozent der Emissionen unseres Geschäfts stammen von den Lastwagen. Daher setzen wir dort an«, meint Müller. Ende 2023 verfügte Galliker Transport bereits über 50 E-Lastwagen. Der Plan ist, die Zahl bis Ende 2024 auf 90 zu erhöhen. Bis 2050 soll dann die ganze Flotte von über 1300 Lastwagen CO2-neutral unterwegs sein.
Eine praktische Innovation
Die Idee des Elektropower-Tunnels entstand aus logistischen und praktischen Überlegungen. »In unserer Branche – der Logistik – ist es problematisch, wenn Ladeeinrichtungen den Boden oder die Luft besetzen. Daher kam die Idee auf, die Ladeinfrastruktur unterirdisch zu verlegen, um Platz zu sparen und die Effizienz zu steigern«, erklärt Müller. Gemeinsam mit den Fachexperten von CKW, dem Elektroplanungsbüro sowie weiteren langjährigen Partnern feilte das Team der Galliker Transport AG so lange an der Idee, bis die einfachste und effizienteste Lösung gefunden war. Damian Arnold von CKW begleitete das Projekt dabei von A bis Z: »Von der Montage über die Inbetriebnahme und den Einbau des Lastmanagements bis hin zu Betrieb und Wartung – es bereitet mir große Freude, an einem solchen Pionierprojekt mitzuwirken.«
So funktioniert’s
Wir befinden uns auf dem großen Parkplatz vor dem Firmengebäude der Galliker Transport AG. Vor uns sind mehrere E-LKWs aufgereiht. Jeder der Lastwagen lädt seine Batterien für den morgigen Tag. Das Prinzip des Elektropower-Tunnels ist bestechend einfach: Die Fahrerin oder der Fahrer kehrt nach Dienstende auf den Parkplatz zurück, öffnet einen Schacht und hängt das Ladekabel direkt aus dem Schacht an den E-LKW an. Jedem Ladepunkt ist eine Ladeeinheit zugeteilt, die über eine Leistung von je 75 bis 100 kW verfügt. In naher Zukunft wird das Ladesetting dynamisch gestaltet sein. Das bedeutet, dass die verfügbare Leistung optimal auf die Anzahl der ladenden Fahrzeuge verteilt werden kann und pro Ladepunkt bis zu 200 kW Leistung vorhanden sein werden.
Starke Zusammenarbeit gefragt
Die größten Herausforderungen lagen in den technischen Anforderungen an das Ladesystem und die Leistungsdimensionen. »Das elektrische Laden einer E-LKW-Flotte ist ein Novum und nicht vergleichbar mit Ladelösungen für Personenwagen«, so Müller. Die Zusammenarbeit mit allen Partnern war für den Erfolg des Projekts entscheidend. »Die konstruktive Zusammenarbeit hat maßgeblich zum Projekterfolg beigetragen und wird auch zukünftig fortgesetzt«, erzählt der Leiter Infrastruktur Services bei Galliker. Das Unternehmen plant, das Konzept des Elektropower-Tunnels auch auf weitere Standorte auszuweiten und prüft aktuell, welche Standorte für das Projekt in Frage kämen.
»Es ist fantastisch zu sehen, wie die Lastwagen abends zurückkommen, über Nacht geladen werden und am nächsten Tag wieder einsatzbereit sind«, schwärmt Müller, der auch im Privatleben mit einem E-Auto unterwegs ist. Für das Laden der E-Lastwagen nutzt das Unternehmen unter anderem Solarenergie aus eigener Produktion. In den letzten Jahren installierte die Galliker Transport AG mehrere große Solaranlage mit 10 MWp Gesamtleistung auf den Dächern der Firmengebäude am Hauptsitz in Altishofen. Überschüssige Energie, die tagsüber von dieser Anlage erzeugt wird, speichert das Unternehmen in zwei Batteriespeicher. Nachts wird diese gespeicherte Energie dann genutzt, um die E-Lastwagen zu laden.
Auf die Frage, was Müller anderen Logistikunternehmen auf dem Weg zur CO2-Neutralität mitgeben möchte, gibt er die ganz klare Antwort: »Der Weg zur CO2-Neutralität ist nicht gratis – aber so wichtig! Lasst uns aktiv werden. Lasst uns handeln. Und nicht nur darüber sprechen.«
Der Elektropower-Tunnel von Galliker Transport und CKW zeigt, dass mit Mut, Innovation und der richtigen Partnerschaft große Fortschritte für eine nachhaltigere Welt möglich sind. Der Elektropower-Tunnel ist ein Schritt in Richtung einer grüneren Zukunft: Die elektrische Mobilität in der Logistikbranche hat begonnen.
Nicole Meyer
CKW-Gruppe
Die CKW-Gruppe ist ein führender Schweizer Anbieter von integrierten Energie- und Gebäudetechniklösungen. Das Unternehmen versorgt über 200 000 Endkunden mit Strom. Hinzu kommen schweizweit innovative Produkte und Dienstleistungen aus den Bereichen Elektro, Photovoltaik, Wärmetechnik, E-Mobilität, Gebäudeautomation, ICT-Lösungen sowie Security. Die CKW-Gruppe beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter, davon rund 350 Auszubildende.
Die langjährigen Galliker-Partner Thomas Lüem Partner AG (Elektroplanung), Fent AG (Bauingenieure / Gesamtplaner) und Frey + Cie Elektro AG (Elektroinstallationen) waren ebenfalls an dem Projekt beteiligt.E-Truck-Testlauf für Pharmakunden
Galliker transportiert und lagert seit mehreren Jahren verschiedene pharmazeutische Produkte für das globales Biopharma-Unternehmen UCB. Auf einer 800 Kilometer langen Strecke von UCB Farchim SA in Bulle im Schweizer Kanton Freiburg zu Recipharm in Pianezza (Italien) und zurück hat der Logistiker zum ersten Mal einen E-Truck in einem Testlauf eingesetzt, Der Testlauf am 18. Juni sei wie geplant ohne Zwischenfälle verlaufen. Die zunächst in Bulle (CH) verladene Ware fand ihren Weg nach Italien und wurde pünktlich ausgeliefert, bevor die neue Fracht für die Rückfahrt in die Schweiz verladen wurde. Der E-LKW meisterte die Strecke ohne Probleme und die Batterien wurden in den Galliker Hubs in Turin und San Antonino (Schweiz) wieder geladen. Der Transport wurde mit einem Elektro-LKW von Designwerk mit einer autonomen Reichweite von 500 Kilometer gemeistert – mit einer Einsparung von 842 Kilogramm CO2-Emissionen auf der Hin- und Rückfahrt, berichtete Galliker Ende Juni. In dem gemeinsamen Testlauf sehen die Partner ein starkes Zeichen für die Zukunft des umweltfreundlichen Verkehrs. Sowohl Galliker als auch UCB haben sich dazu verpflichtet, das Ziel Net Zero 2050 zu erreichen.