Mitte Juni hat Thermo King mit Advancer eine neue Serie an Aggregaten für die Trailerkühlung auf den Markt gebracht. Sie zeichnen sich laut Hersteller durch einen vollständig variablen Luftstrom, eine beispiellose Kraftstoffeffizienz und deutlich niedrigere Gesamtbetriebskosten aus.
Thermo King hat Mitte Juni die Advancer A-Serie vorgestellt, eine neu entwickelte Trailer-Kältemaschine. Die Produktion der Serie wurde im Juli gestartet, sie ist ab sofort in drei verschiedenen Ausstattungsvarianten A-360, A-400 und A-500 erhältlich.
»Advancer ist ein weiterer Meilenstein in unserer Geschichte« betonte Francesco Incalza, Präsident von Thermo King Europa, Naher Osten und Afrika, und erinnerte daran, dass das Unternehmen 1938 auch den allerersten Meilenstein der Branche setzte mit seinem Model A, dem ersten Transportkälteaggregat. »Mit Einführung dieser komplett neu entwickelten Traileranlage loten wir die Grenzen des Möglichen in unserer Branche neu aus. Das ist unsere Zukunftsvision für die Trailerkühlung und für unsere Kunden wird diese Zukunft bereits jetzt zur Realität«, trumpfte Incalza rhetorisch groß auf. Das Motto »Zukunft« zog sich in Person eines Astronauten auch durch die als TV-Show inszenierte Vorstellung des Produkts, coronabedingt als Internet-Event aufgezogen. Donal Cox, Kaufmännischer Leiter für LKW, Trailer und Bus bei Thermo King EMEA, kündigte allerdings an, dass man so es die jeweiligen lokalen Schutzbestimmungen zulassen im Sommer auch eine klassische Road Show mit dem »Advancer« plane.
700 Anforderungen an die Neuentwicklung auf der Liste
Die Ambition hinter Advancer ist laut Thermo King, nicht nur schrittweise Verbesserungen einzuführen, sondern eine Trailer-Kältemaschine mit völlig neuen Innovationen zu entwickeln. »Für den Advancer haben wir uns wieder an den Zeichentisch begeben und uns gefragt, wie die Zukunft aussehen wird«, berichtete David O‘Gorman, Senior Product Manager von Thermo King. »Wir haben unsere Kunden darum gebeten, uns mitzuteilen, wo Verbesserungspotenzial besteht, um geschäftlich erfolgreicher zu sein und die Betriebskosten zu senken«, erklärte er. Uptime, also die Zeit, in der das Kühlaggregat seine eigentliche Arbeit verrichtet, sei die Nummer 1 unter den von über 600 weltweit befragten Kunden vorgebrachten Anliegen gewesen, so O‘Gorman. Das Pflichtenheft für den Advancer habe nach dieser Kundenbefragung über 700 Anforderungen umfasst, »und das war nur die kurze Liste«, betonte er. Thermo King geht von 60 Prozent weniger ungeplanten Wartungs- und Reparaturvorfällen aus, erklärte O‘Gorman bei der Vorstellung. Und diese Zahl sei nicht einfach so aus der Luft gegriffen, sondern das Resultat von Praxistests: »Unsere Maschinen legten im Praxistest über 1 Millionen Kilometer in verschiedenen Klimazonen zurück und liefen Zehntausende Stunden im Diesel- und Elektrobetrieb«, fügte er an. »Sie haben Wüsten durchquert, wurden in großen Höhen betrieben, wurden auf Fähren transportiert, um das Meer zu überqueren und auf Zügen für intermodale Transporte. In allen Tests kam es zu keinerlei Problemen mit den Advancer-Maschinen.« Auch Bestellungen des Advancers von den Testkunden würden bereits vorliegen, erwähnte O‘Gorman nebenbei…
Eine Stunde schneller auf der Straße
In den Praxistests unter realen Bedingungen und in Vergleichstests mit dem Vorgängermodell und anderen »Vorzeigemodellen von Kältemaschinen«, so Thermo King, habe Advancer eine bis zu 40 Prozent schnellere Abkühlung und eine bis zu 30 Prozent höhere Kraftstoffeffizienz als der Branchendurchschnitt erzielt. »Ihr Fahrer wird eine Stunde früher auf der Straße sein«, veranschaulichte Cox den Nutzen der schnelleren Abkühlung durch Advancer. Auch eine andere betriebswirtschaftliche Kennzahl nannte Cox als Resultat dieser Verbesserungen: »Ein Upgrade zu Advancer zahlt sich in 24 Monaten aus! Wir glauben ganz stark, dass dies die niedrigsten Cost of Ownership aller Produkte auf dem Markt sind.«
Die neue Architektur des Aggregats ermöglicht laut O‘Gorman einen vollständig variablen Luftstrom, der für jeden Transport und jede Ladung angepasst werden könne und von der Motordrehzahl der Maschine unabhängig sei. Die elektrische und Kraftstoffeffizienz bezeichnet Thermo King als »beispiellos«, sie führe zu niedrigeren CO2-Emissionen und Motoren mit 50 Prozent geringeren Emissionen als die Höchstgrenzen der neuesten NRMM Stufe V Emissionsvorschriften vorgeben.
Bei den Modellen A-400 und A-500 gibt es laut Thermo King eine elektrische Regelung der Motordrehzahl, wodurch sie die ersten Maschinen auf dem Markt seien, die eine vollständige Transparenz zu Kraftstoffständen und Kraftstoffverbrauch bieten. Die Daten zum Kraftstoffverbrauch werden aufgezeichnet, angezeigt und über Telematik live remote im »Tracking«-Portal bereitgestellt. Apropos Telematik: Advancer erreiche geringere Wartungskosten und verbesserte Wartungsfreundlichkeit als das Vorgängermodell nicht zuletzt, weil die Sensoren mehr Einblicke in Motor, Kraftstoff, Batterie und die Leistung anderer wichtiger Bauteile bieten, erklärt Thermo King. »Predictive Maintenance« werde bereits getestet und als Upgrade der enthaltenen Kommunikationspakete des Aggregats zur Verfügung gestellt. Und auch hier feiert der US-Hersteller nach eigenen Angaben eine Branchenpremiere: Advancer biete Flotteninformationen als Standard und sei die allererste Maschine, bei der zwei Jahre vollständige Telematikanbindung im Kaufpreis enthalten sind.
Produktionslinie nur halb so lang wie bei SLX
Laurent Debias, Product & Marketing Director Thermo King EMEA, betonte bei der Vorstellung der Neuheit, dass der Advancer die Nachhaltigkeitsziele 2030 des Thermo King Mutterkonzerns Trane Technologies unterstütze, darunter das Engagement zur Reduzierung der Kohlenstoffemissionen seiner Kunden um eine Gigatonne, was den jährlichen gemeinsamen Emissionen von Italien, Frankreich und dem Vereinigten Königreich entspreche. Die Aggregate werden im Thermo King Werk im irischen Galway hergestellt, welches nach Firmenangaben deponiemüllfrei ist. Die neu entwickelte, hochmoderne Produktionslinie verbrauche 60 Prozent weniger Energie als der Produktionsprozess vorheriger Trailerprodukte von Thermo King, strich Debias heraus. Auch die Produktionslinie für das SLX-Aggregat läuft laut Bernd Lipp, Vice President Engineering and Technology, in Galway noch – »sie ist ungefähr doppelt so lang wie die vom Advancer«, veranschaulichte er die Fortschritte im Herstellungsprozess. Debias gab aber auch ein für das Tagesgeschäft der Kunden sehr relevantes Versprechen: »Seien Sie versichert, mit Advancer wird keine der gesetzlichen Regelungen zum Kühltransport, aktuelle oder zukünftige, Sie davon abhalten Ihr Geschäft zu betreiben!« O‘Gorman betonte, dass auch Geräuscharmut schon von Anfang an im Fokus der Entwicklung von Advancer stand. »Jede Advancer-Einheit ist in der Standardkonfiguration leiser als irgendeine Einheit auf dem Markt«, nannte er den Erfolg der Maßnahmen. In Kürze werde es auch eine Piek-Variante des Advancer geben, kündigte er an.
Generatorachse soll 2021 kommen
Mit gespielter Spontanität kündigte Debias auf dem virtuellen Event eine weitere ökologisch-ökonomische Komponente für Advancer an. »Sehr bald« werde man neben Diesel- und Elektroantrieb eine weitere alternative Antriebsart bekanntgeben, verkündete er erst und sagte dann: »Ach, warum warten, ich sag es schon jetzt: Wir arbeiten an einem Generatorachsen-Advancer.« Die Generatorachse werde mit der Wiehler Firma BPW als Partner entwickelt und soll zu einer Null-Emissions-Kühlung führen, also Energie nicht während der Fahrt abnehmen, sondern nur beim Bremsen oder Rollen. Die Achse könne statt mit Advancer auch zusammen mit einer vollelektrischen Frigoblock-Einheit verwendet werden, ergänzte Lipp. »Wir zielen darauf ab, Mitte 2021 damit auf dem Markt zu sein«, präzisierte Debias. (ms)◂